Rolf Töpperwien© ZDF/Kerstin Bänsch
34 Jahre lang stand seine Stimme für Fußballspiele im ZDF - man vermag es kaum zu glauben, dass jener Mann, der an diesem Sonntag 60 Jahre alt wird, nie wieder mit dem Mikrofron bewaffnet in den Katakomben des FC Bayern oder HSV stehen wird, um seine obligatorischen Fragen an Uli Hoeneß & Co. loswerden zu können.

Und doch hat sich Rolf Töpperwien am Samstag nach seinem 1444. Bundesliga-Spiel vom Publikum verabschiedet. "Der Letzte macht das Licht aus." Sprach's und ward nie mehr gehört. 1444 Spiele - eine stattliche Zahl, auf die es viele Vereine in der Fußball-Bundesliga gerne bringen würden. Es sind kaum weniger als der Hamburger SV vorzuweisen hat, übrigens der einzige Verein, der seit Gründung der Bundesliga vor mehr als 40 Jahren nonstop im Oberhaus spielt. Alleine das macht schon deutlich, wie es Töpperwien gelingen konnte, zur lebenden Reporter-Legende zu werden.

 

Dabei ist der Mann, der im Bundesliga-Geschäft wohl nahezu mit jedem außer Hoeneß per Du ist, seit jeher alles andere als unumstritten. Die einen - meist Zuschauer - konnten ihn wegen seiner fast schon staccato-artigen Sprechweise nur schwer ertragen, andere - Spieler und Funktionäre - zeigten sich von seiner, nennen wir es mal: sehr eigenen Art der Fragestellung genervt. Wenn er interviewte, dann war es nicht einfach irgendein Interview. Es war ein Interview von Rolf Töpperwien.

Besonders hart traf es "den Töppi", als ihm sein langjähriger Freund Otto Rehhagel nach dem Aus der Griechen bei der Fußball-Weltmeisterschaft nicht sagen wollte, dass seine Ära als griechischer Nationaltrainer beendet sei. Das sei Privatsache, sagte Rehhagel und Töpperwien war bedient. Dabei hatte Rehhagel ihm in seiner schwersten Stunde beigestanden - damals, vor zehn Jahren, als er im Kokain-Rausch leichtfertig mit Alkohol und Feuer umging und sich schließlich selbst anzündete. Doch das war in mehr als drei Jahrzehnten nicht der einzige Skandal. Schon 1996 geriet Töpperwien in die Schlagzeilen, als er auf ZDF-Briefpapier eine Bordellrechnung über 4000 Mark reklamierte.

Der Puff war allerdings nur ein Nebenschauplatz, Töppis Heimat waren stets die Stadien. Und so werden wohl am Ende doch vor allem seine Reportagen in Erinnerung bleiben. Jene beispielweise, als er den Zuschauern die Aussprache des Nachnamens von Bremen-Spieler Leon Andreasen näherbringen wollte. "Er heißt nicht Andreeeesen, nicht Andreaaaasen, nicht Andrääääsen, er heißt Andröööösen!", schrie er ins Mikrofon und schien nicht müde zu werden, immer und immer wieder "Andröööösen" zu rufen. Dass sich Andreasen in Wirklichkeit doch ganz anders rufen lässt, war letztlich nebensächlich. Es war ja "der Töppi".

Jetzt soll also Schluss sein? Von heute auf morgen? Kaum zu glauben. Doch Rolf Töpperwien meint es wohl ernst nach all den Jahren. Nicht, weil er die Freude am Fußball verloren hat, sondern weil er inzwischen etwas anderes noch viel inniger liebt: Seinen vierjährigen Sohn, mit dem er mehr Zeit verbringen möchte - anders als es etwa bei der Geburt seiner Tochter vor fast 30 Jahren der Fall war. "Am Abend habe ich Kaiserslautern gegen 1860 übertragen", erzählte er kürzlich. Das Spiel zwischen Bremen und Hamburg am Samstag war daher nun sein letztes. Er geht, einfach so. Zum Abschied eine ganz neue Seite von Rolf Töpperwien.