Fußball-EM: ARD-Kommentatoren bei Zuschauern beliebter
Das ARD-Duo Günter Netzer und Gerhard Delling schlägt bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 die ZDF-Konkurrenz Franz Beckenbauer und Wolf-Dieter Poschmann. Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Zeitschrift TV TODAY, die das Meinungsforschungsinstitut Emnid unter 1.000 Bundesbürgern ab 14 Jahren durchgeführt hat.
Demnach halten 41 Prozent der Deutschen das seit langem eingespielte ARD-Team mit seinen scharfzüngigen Kommentaren zum Geschehen auf dem Platz für besser als das neu formierte ZDF-Duo. Ein Drittel votiert für Beckenbauer/Poschmann. 16 Prozent der Befragten konnten sich nicht entscheiden, und knapp jeder Zehnte interessierte sich nicht für die EM. Ein ganz anderes Bild ergab sich bei den Unter-29-Jährigen: Jeder Zweite in dieser Altersgruppe favorisiert Beckenbauer/Poschmann, während für Netzer/Delling nur 29 Prozent votieren.
Scharfe Kritik allerdings müssen beide Duos einstecken. Die Sprachzeitung "Deutsche Sprachwelt" empfiehlt die Absetzung der Fernsehkommentatoren auf Grund sprachlicher Fehlleistungen. Die Zeitung greife damit eine Forderung vieler Zuschauer auf, der ARD und ZDF bisher kein Gehör geschenkt haben.
Die Sprache der Fernsehreporter steht in der Kritik. Dabei ginge es nicht nur um die häufig falsche Aussprache von Namen ausländischer Spieler. Es herrsche zu große Nüchternheit, Schlechtrederei oder Besserwisserei. "Vielleicht hat es mit dem Mangel an Begeisterungsfähigkeit zu tun, dass sich die Sprecher immer wieder aus der deutschen Sprache flüchten", meint Sprachwelt-Schriftleiter Thomas Paulwitz. Auffällig sei der unmäßige Gebrauch überflüssiger Anglizismen, mit dem sich das Fernsehen vom Zuschauer entferne und ein sprachliches Eigentor schieße.
Dabei ginge es nicht um bekannte Fußballbegriffe wie "Fan" oder "Foul". Man dürfe nicht erwarten, dass jeder Zuschauer versteht, was mit "reversed angle" (Sicht von gegenüber) gemeint ist. Andere englische Ausdrücke wie "Gänsehaut-Feeling" oder "big safe" für "gehalten" (diese Anglizismen verwendete vor allem Johannes B. Kerner) seien schlichtweg überflüssig, prahlerisch und peinlich.
In EM-Netzforen machen sich die Zuschauer Luft. Besonders in der Kritik stehen Reinhold Beckmann (ARD) und Johannes B. Kerner (ZDF). Viele ärgerten sich, daß sie für die sprachlichen Fouls und Fehlpässe auch noch Gebühren zahlen müssten. Die "Deutsche Sprachwelt" regt deswegen an, die Fernsehkommentatoren zu ersetzen, noch rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft in zwei Jahren im eigenen Lande.