
Durchaus notwendige Veränderungen, die den Betroffenen allerdings verständlicherweise sauer aufstießen. Dementsprechend mussten die Verantwortlichen des Fernsehpreis am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung der diesjährigen Nominierten vor allem auch die Wogen glätten. "Wir wollen die Werkskategorien nicht diskrimieren", beteuerte Petra Müller, Leiterin des ständigen Sekretariats des Deutschen Fernsehpreises. Viel mehr gehe es auch um eine ganzheitliche Betrachtung.
Will heißen: Die Auszeichnungen verstehen sich fortan stärker als zuletzt als Teamleistung - vom Redakteur bis zum Ensemble vor der Kamera. Die Jury-Vorsitzende Bettina Böttinger pflichtete Müller bei: "Alles muss stimmen." WDR-Fernsehprogrammdirektorin und Beiratsvorsitzende Verena Kulenkampff machte zugleich auf die Veränderungen des Fernsehens seit Gründung des Preis im Jahr 1999 aufmerksam. "Es wäre der Witz des Jahrhunderts, wenn sich das Leben in den vergangenen zehn Jahren deutlich geändert hat, der Fernsehpreis aber nicht." Besondere Leistungen wolle man aber auch künftig nicht unter den Tisch fallen lassen.
Zustimmung gab es auch von Kulenkampffs Beirats-Kollegen, dem stellvertretenden ZDF-Programmdirektor Reinhold Elschot. Er wertete die Wandlung "vom Fernsehfilmpreis zum Fernsehpreis" als entsprechend positiv. Wenn eines am Mittwoch also deutlich wurde, dann war es die Harmonie von Stiftern und Beirat, die sich allesamt darin einig sind, dass die getroffenen Veränderungen dem Deutschen Fernsehpreis gut tun werden. Dabei herrschte sogar zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten eine selten gewordene Übereinstimmung: "Beide Systeme gehen einen Schulterschluss ein", sagte RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger, der ebenfalls im Beirat des Fernsehpreises sitzt.
Beide Seiten seien von den Neuerungen überzeugt, so Sänger weiter. Petra Müller hofft indes vor allem darauf, die Kritiker bei der anstehenden Preisverleihung in wenigen Wochen überzeugen zu können. "Vielleicht muss man das alles erst mal anfassen, um die Änderungen zu verstehen", sagte sie in Berlin. Daran, dass fortan etwa Dokusoaps statt Regisseure zur Wahl stehen, müssen sich wohl alle Beteiligten noch gewöhnen - einen Vorgeschmack auf den neuen Fernsehpreis lieferten am Mittwochabend allerdings schon die Einspielfilme der Nominierten. Restauranttester Rachs Ausflug in den "Hollo-Bollo"-Tempel ist nur eines der Beispiele für die Wandlung des Preises, der zuletzt von den Fernsehzuschauern kaum noch wahrgenommen wurde.