Nicht nur die Privatsender mussten angesichts der Krise auf dem Werbemarkt in den letzten Jahren den Gürtel enger schnallen, auch bei der ARD ist Sparen mittlerweile erste Intendantenpflicht. Auch weiterhin rechnet man bei dem Senderverbund mit sinkenden Gebühreneinnahmen, woran sich auch durch die angekündigte Umstellung des Rundfunkgebühren-Modells nichts ändern werde, so der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust nach der ARD-Hauptversammlung am Mittwoch in Bonn.
Diesem Spardruck könnte nun sogar einer der der ARD durch den Rundfunkstaatsvertrag zugebilligten drei Digitalkanäle zum Opfer fallen. Noch sei nichts entschieden, so Boudgoust, doch die Überlegungen sind offensichtlich zumindest so konkret, dass der ARD-Vorsitzende sie jetzt an die Öffentlichkeit gab. Das Problem sei, dass für die Digitalsender bislang eigentlich deutlich zu wenig Geld zur Verfügung stehe, was sich in einer überaus hohen Wiederholungsquote im Programm bemerkbar mache.
"Wir haben nicht die Mittel, um die Digitalkanäle so auszustatten, wie es eigentlich nötig wäre", so der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Boudgoust. Angesichts dessen erscheint die angedachte Lösung durchaus charmant: Konkret denke man beim SWR und WDR, die für die Digitalkanäle EinsPlus und Einsfestival zuständig sind, darüber nach, die Budgets der beiden Sender zusammenzulegen, um damit einen dann fusionierten Sender mit einer ordentlichen finanziellen Ausstattung betreiben zu können. Der dritte beim NDR angesiedelte Digitalsender Eins Extra, der tagsüber durchgehend die "Tagesschau" sendet und damit den privaten Nachrichtensendern ein besonderer Dorn im Auge ist, bliebe davon unberührt.
Während es sich beim Verzicht auf einen Digtialsender noch um Gedankenspiele handelt, sind zwei konkrete Einspar-Maßnahmen bei Gemeinschaftsaufgaben der ARD schon beschlossen: Jeweils zehn Millionen Euro werde man sowohl 2010 als auch 2011 beim Erwerb von Sportrechten sowie beim Spielfilm-Einkauf einsparen, insgesamt ergibt sich über die beiden Jahre somit ein Einspar-Betrag von 40 Millionen Euro.
"Die Zeit der großen Zuwächse bei Sportrechten sind vorbei. Das müssen auch die Verbände begreifen", gab Das Erste-Programmdirektor Volker Herres die Marschroute vor. Welche Sportarten die Einsparungen ganz konkret treffen, mochte er mit Blick auf eine starke Verhandlungsposition aber nicht verraten. Im fiktionalen Bereich werde man pro Jahr auf den Einkauf von rund 30 Spielfilmen verzichten müssen, so Herres weiter. Das ist ein durchaus bedeutender Einschnitt, wenn man bedenkt, dass die ARD bislang rund 130 Spielfilm-Rechte pro Jahr erworben hat. Die Ankündigung bedeutet gleichzeitig aber auch ein positives Signal an die deutsche Produzentenlandschaft An den Eigenproduktionen wolle man nicht sparen. Sie seien nicht nur Garanten für den Erfolg beim Publikum, sondern auch aus Reputationssicht zu wichtig für die ARD, als dass man dort den Rotstift ansetzen wolle.