Während die ARD den Gebühreneinnahmen sei Dank auf ein großes Korrespondenten-Netzwerk in der ganzen Welt zurückgreifen kann, muss man beim Nachrichtensender n-tv aus wirtschaftlichen Gründen natürlich deutlich kleinere Brötchen backen. Doch allzu viel hält n-tv-Chef Hans Demmel ohnehin nicht vom großen Korrespondenten-Apparat, wie er auf dem Medienforum.NRW zu Protokoll gab.
"Mein Neid hält sich in Grenzen", so der Geschäftsführer des Nachrichtensenders. Zwar gebe es kaum einen Ort auf der Welt mehr, den nicht irgendein ARD-Korrespondent innerhalb kürzester Zeit erreichen könne - das Problem sei nur: "Dummerweise passiert an diesen Orten auch sehr wenig." Seiner Ansicht nach leiden viele der Korrespondenten an "Unterbeschäftigung", wie Demmel es provokant formulierte. n-tv könne zudem ebenfalls in kurzer Zeit Mitarbeiter an fast jeden Ort der Welt fliegen und diese von dort berichten lassen, ohne ein derart teures Netzwerk zu unterhalten. Und noch etwas gab Demmel zu bedenken: Wer dauerhaft in einem Land vor Ort sei, dem komme schließlich irgendwann der deutsche Blickwinkel abhanden.
Das wollte "Tagesschau"-Mann Kai Gniffke, der die Möglichkeit ein solches Korrespondenten-Netzwerk unterhalten zu können als "unglaubliches Privileg" bezeichnete, natürlich nicht so stehen lassen. "Der Auslandskorrespondent, der nicht ausreichend beschäftigt ist, muss noch gefunden werden", entgegnete Gniffke. Schließlich gelte es nicht nur, die Tagesaktualität abzubilden, sondern auch hintergründige Storys zu liefern, für die es nicht nur in den Dritten Sendeplätze gebe, sondern auch im Ersten, etwa im "Weltspiegel". Um Hintergründe zu verstehen und vermitteln zu können sei es notwendig, dauerhaft vor Ort zu sein. Aus dem Flugzeug zu steigen, zu berichten und wieder zurückzufliegen genüge da nicht.
Allerdings gab Gniffke zu, dass die Gefahr, dass Korrespondenten zu "Scheinaugenzeugen" werden, durchaus vorhanden sei. Er räumte ein, dass es früher Auswüchse gegeben habe. Da seien den Mitarbeitern vor Ort im Zweifel Agenturmeldungen aus Deutschland gefaxt worden, die diese dann von dort vorgelesen haben. Heute achte man darauf, die Korrespondenten bei aktuellen Ereignissen nicht permanent vor der Kamera zu halten, sondern ihnen den Raum für eigene Recherchen zu geben. In den "Tagesschau"-Ausgaben den Tag über oder bei tagesschau.de müsse man im Zweifel dann eben mal ohne O-Ton der Korrespondenten auskommen. "Wir müssen die Korrespondenten hier ein Stück weit vor uns schützen", so Gniffke.
Die eigentliche Überschrift über der Diskussionsrunde hieß übrigens "Wie sich TV-Nachrichten verändern müssen." Die erschöpfende Antwort der Panelisten kurz zusammengefasst: Eigentlich gar nicht. "Tagesschau"-Chef Kai Gniffke gab die erschöpfende Antwort: "Auch wenn Sie das unglücklich macht: Die Tagesschau bleibt wie sie ist."