Markus Schächter auf den Mainzer Tage der MedienkritikEigentlich ist es paradox: Es gibt so viele Sender wie nie zuvor, es muss so viel Sendezeit gefüllt werden wie nie zuvor - und doch fehlt es auch so sehr an prominenten TV-Köpfen wie nie zuvor. Köpfe wie ein Thomas Gottschalk, ein Günther Jauch oder ein Stefan Raab. Die provokante Frage, ob es denn inzwischen so wenige wirklich prominente TV-Leute gebe, dass diese gleich für mehrere Sender antreten müssen - Jauch für RTL und die ARD, Raab für ProSieben und die ARD - konnte ZDF-Intendant Schächter jedenfalls nicht verneinen.

Die Situation spitze sich in letzter Zeit zu, so der ZDF-Intendant bei der Eröffnungsrunde des Medienforum.NRW in Köln. Der Grund, dass es immer weniger so prägende Figuren wie Jauch oder Raab gebe liegt seiner Ansicht nach gerade in der Tatsache begründet, dass es immer mehr Sender gibt. "Die Zeit, in der Gesichter zu Köpfen werden, ist enger geworden", so Schächter. Ein Mann wie Thomas Gottschalk habe sich langsam profilieren können, vom Radio über die Öffentlich-Rechtlichen und die Privaten bis zurück zum ZDF. 

Doch die Zeit, in der das möglich sei, sei "definitiv vorbei", so Schächter. Jeden Tag gebe es mittlerweile unendlich viel Konkurrenz, ein unbekanntes Gesicht könne sich da kaum noch langsam entwickeln und zu einer so herausragenden Figur werden. Schächter mag nicht ganz unrecht haben - doch die Probleme im Moderatoren-Nachwuchs sind bei den Sendern zu großen Teilen auch hausgemacht. Wenn Sender großflächig auf Laienschauspieler und Dokusoaps setzen, dann fehlt schlicht die Programmfläche, auf der Moderatoren-Nachwuchs heranwachsen und sich austoben kann. Die täglichen Talkshows waren etwa so ein Feld - doch außer "Britt" ist davon im deutschen Fernsehen nichts mehr zu sehen. Und bei den Musiksendern MTV oder Viva, das ja immerhin einen Stefan Raab hervorgebracht hat, ist von der Experimentierfreude früherer Tage auch nicht mehr allzu viel übrig geblieben.