Lange galt die Losung: Eine Zeitschrift ohne entsprechenden Internet-Auftritt hat langfristig keine Überlebenschance. Beim Burda-Verlag, bei dem Verleger Hubert Burda die Macht Anfang des Jahres an den neuen Vorstandsvorsitzenden Bernhard Kallen samt seinem Vorstandsteam übergeben hat, sieht man das inzwischen aber offenbar etwas anders. Gegenüber dem "manager magazin" kündigte die Unternehmensführung nun an, die Internet-Aktivitäten seiner Verlage deutlich reduzieren zu wollen.
Verlagsvorstand Welte hält es demnach für sinnlos, "hohe Beträge in Produkte zu investieren, die keine Chance haben, jemals Gewinne zu machen". Ein erstes Opfer: Das Frauenportal beQueen.de wird zum 1. Juli eingestellt. Dennoch bleibt der Digital-Bereich das große Wachstumssegment bei Burda - allerdings eben nicht mit dem publizistischen Kerngeschäft, sondern mit anderen, eigentlich verlagsfremden Beteiligungen wie etwa Xing. Dort will man die Beteiligung von inzwischen 29 Prozent womöglich sogar noch ausbauen.
Es passt ins Bild, dass die Zügel bei Burda insgesamt deutlich angezogen werden. Man werde künftig stärker auf die Performance achten, so Vorstandschef Kallen, und wolle "normalere Prozesse aufsetzen, als es in Familienunternehmen manchmal der Fall ist". Aus Prestige-Gründen wird man eine defizitäre oder nur wenig Gewinn abwerfende Zeitschrift also nicht mehr weiterführen wollen. "Wenn ein Produkt keinen Markt findet, ist das unternehmerisch keine große Sache. Wir müssen lernen, dass Zeitschriften nicht für die Ewigkeit gemacht sind", so der Verlagsvorstand Philip Welte.
Dass Kostenkontrolle für Burda wichtig ist, zeigt der Blick aufs zurückliegende Geschäftsjahr. In dem brach der Umsatz massiv um 9,3 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro ein. Alle Segmente Doch weil man gleichzeitig die Kosten deutlich gesenkt hat, stieg der Gewinn sogar um ein Drittel an - konkrete Zahlen nennt der Verlag hier wie gehabt nicht. Bis auf das Digital-Segment hatten alle Segmente mit deutlichen Umsatzrückgängen zu kämpfen, im Ausland und Druck brachen die Einnahmen um über 18 Prozent ein. Dennoch hätten alle Sparten einen "vernünftigen Gewinn" erzielen können, so Kallen. Für das laufende Jahr erwartet man bei Burda dann auch wieder eine Erholung beim Umsatz, der um vier bis sechs Prozent anziehen soll.