RTL und ARD/ZDF streiten um die Nachrichtenkompetenz
Innerhalb eines Nachmittages rühmen sich ZDF und RTL mit ihrer Nachrichtenkompetenz. Aus Köln hört man "'RTL Aktuell' ist die aktuellste und modernste Nachrichtensendung" und in Mainz verkündet man stolz "ARD und ZDF bei Information führend im deutschen Fernsehen". Aber wer ist jetzt die Nachrichten-Nr.1 in Deutschland - und woran will man das messen?
Das ZDF hält den Informationsanteil am Gesamtprogramm für ausschlaggebend. Informationssendungen sind mit 43 (ARD) bzw. 48 Prozent (ZDF) der Gesamtsendezeit die umfangreichste Programmsparte bei den beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen. Belegen soll dies die jährlichen Programmanalyse des Kölner Instituts IFEM im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission.
Modernität oder Umfang: Was ist entscheidend?
Bei RTL feiert man auch und stützt sich auf eine Forsa-Umfrage, die im Auftrag von RTL erstellt wurde. Demnach ist "RTL Aktuell" die aktuellste Hauptnachrichtensendung im deutschen Fernsehen, noch vor der "Tagesschau" und den "heute"-Nachrichten. Besonders stolz ist man auf die guten Werte beim Kriterium "Modernität".
64 Prozent der Befragten gaben laut RTL bei der Forsa-Umfrage an, die RTL-Hauptnachrichten seien "besonders modern", 10 Prozent attestierten dies der "heute"-Sendung, nur sechs Prozent der "Tagesschau"! Auch bei den Sympathiewerten liegt "RTL Aktuell" als Spitzenreiter mit 53 Prozent deutlich vor der "Tagesschau" (42 Prozent) und "heute" (36 Prozent).
Das ZDF betont: Mit dem hohen Informationsanteil unterscheidet sich das Angebot von ARD und ZDF - wie auch in den letzten Jahren - sehr deutlich von dem der Privatsender, die nur auf Informationsanteile von 22 bis 27 Prozent kommen. Weiter geht aus der vom ZDF zitierten IFEM-Analyse hervor, dass unter den Privatsendern nicht mehr RTL, sondern ProSieben das größte Informationsangebot besitzt. Dabei handelt es sich allerdings überwiegend um "weichere" Informationssendungen zu den Themen Lifestyle, Ratgeber und Kochen.
Mahr greift die Öffentlich-Rechtlichen an
So erklärt ZDF-Intendant Markus Schächter, stellvertretender Vorsitzender der ARD/ZDF-Medienkommission, auch zufrieden: "Die Untersuchung belegt eindrucksvoll, dass ARD und ZDF nach wie vor mit umfangreichen aktuellen und vertiefenden Informationen zu politischen Themen einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion leisten."
Bei RTL sieht man sich natürlich auch als führender Nachrichtenanbieter und greift die von ARD und ZDF zitierte Studie scharf an. RTL-Informationsdirektor Hans Mahr: "Diese Zahlen untermauern, dass RTL in puncto Nachrichtenkompetenz mit den öffentlich-rechtlichen Sendern gleichgezogen hat. Daran können auch von ARD und ZDF veröffentliche Auftragsstudien nichts ändern, die wenig seriös und kaum nachvollziehbar sind. Darin schlagen die Öffentlich-Rechtlichen beispielsweise ihre Kochsendungen dem Informationsanteil zu."
Dass RTL sich selbst auf die Ergebnise einer Auftragsstudie mit dem Titel "RTL Newsstudie 2003/2004" beruft, vergisst Mahr dabei anscheinend gerne. So oder so: Der Kampf um die Nachrichtenkompetenz ist also noch lange nicht entschieden. Und die Erkenntsnis bleibt: Der Erfolg von Nachrichten lässt sich beliebig messen.