Auch wenn oder gerade weil N24 an ein Team aus erfahrenen Journalisten verkauft wurde, so hat Medienwächter Norber Schneider Bedenken. Er erneuerte auch seine Kritik an der ProSiebenSat.1-Führung.
Den Medienwächtern gefällt der N24-Verkauf gar nicht. Nachdem die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten bereits eine Warnung in Richtung ProSiebenSat.1 auspgerochen haben, zeigt sich Norbert Schneider, scheidender Chef der Landesanstalt für Medien NRW (LfM), entrüstet über den Verkauf an das Management um Torsten Rossmann mit ihren Partnern Stefan Aust und Thorsten Pollfuß. Die Aufgabe von Rossmann und Aust sei es nun, "mit der Hälfte des Geldes dasselbe zu machen wie bisher. Dabei sind die beiden überhaupt keine Kaufleute, sondern Journalisten", sagte Schneider der "Süddeutschen Zeitung".
Seine Kritik richtet sich vor allem an den Vorstandsvorsitzenden der ProSiebenSat.1-Gruppe, Thomas Ebeling. "Was aber bedeutet es, wenn er Nachrichten als Verlustgeschäft bezeichnet? Auf ihrem Sendeplatz mögen sie minus machen, aber für den Sender sind sie unbezahlbar. Sie sorgen für ein bestimmtes Image. Schöne Frauen und gute Nachrichten kosten nun einmal Geld", so Schneider in der "SZ". Tatsächlich schrieb der Nachrichtensender N24 als Teil der ProSiebenSat.1 Gruppe schwarze Zahlen. Die Verluste für den Konzern fielen im Zusammenhang mit den Nachrichten in den Sendern an, für die N24 die Nachrichten produziert, da sich die Sendungen nicht durch Werbung refinanzieren lassen.
Mit dem Wechsel der Eigentümer von N24 ändert sich auch der Arbeitgeber von Peter Limbourg, nach wie vor Nachrichten-Anchor bei Sat.1 und bis zum Verkauf Chefredakteur von N24. Limbourg verlässt den Nachrichtensender und wird Senior Vice President Nachrichten & Politische Information bei ProSiebenSat.1. In den Augen Schneiders eine Degradierung: "Er sitzt künftig an der Tür und schaut, was an Nachrichten durchkommt", sagte er. Den neuen Titel für Limbourg bezeichnete er als "verbales Trostpflaster". Seitens des Konzerns hieß es am Mittwoch nach Bekanntwerden des Verkaufs, dass Limbourg nun eine Redaktion aufbauen solle, die als Schnittstelle zum Nachrichtenlieferanten N24 fungiere.