Der Preis für die kurzfristigste Programmänderung aufgrund schwacher Quoten geht in diesem Jahr wohl nicht an einen Privatsender, sondern an das ZDF: Gerade mal neun Stunden bevor am Dienstagabend der dritte und damit auch letzte Teil der Doku-Reihe "Windstärke 9 - Höllenritt der Hochseefischer" um 20:15 Uhr gezeigt werden sollte, gab das ZDF nun die Verbannung der Sendung ins Nachtprogramm bekannt.
Statt zur besten Sendezeit läuft "Windstärke 9" nun um 0:20 Uhr. Offensichtlicher Grund: Die ersten beiden Teile hatten nur äußerst schwache Quoten geholt. Die erste Folge hatten nur 2,31 Millionen Zuschauer eingeschaltet, in der vergangenen Woche waren es sogar nur noch 1,75 Millionen. Der Marktanteil lag bei nur 5,5 Prozent beim Gesamtpublikum und 3,7 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Schon in der vergangenen Woche war das ZDF wenig pfleglich mit der Doku umgegangen: Um Platz für die Sondersendung "Was nun, Herr Westerwelle" zu schaffen, wurden kurzerhand 20 Minuten aus der längst fertig produzierten Sendung herausgeschnitten. Die vollständige Sendung war nur in der Mediathek oder im ZDFinfokanal zu sehen.
Statt "Windstärke 9" wiederholt das ZDF um 20:15 Uhr nun stattdessen eine alte Folge der "Rosenheim-Cops" aus dem Jahr 2008. Die Serie läuft auch direkt davor im Vorabend-Programm - zumindest das Problem, dass eine derartig kurzfristige Programmänderung den Zuschauern kaum zu kommunizieren ist, sollte damit gelindert werden. Dennoch: Anders als die Privatsender muss sich das öffentlich-rechtliche und zum größten Teil aus Gebührengelder finanzierte ZDF nicht vor Werbekunden für zu schwache Reichweiten rechtfertigen, wieso man sich also dazu hinreißen lässt, ein solches Signal zu setzen - Serien-Wiederholung statt Doku - bleibt die große Frage.
Beim ZDF scheinen die Nerven in diesen Tagen offenbar blank zu liegen. Im April hatte der Sender den schwächsten Marktanteil seiner Geschichte eingefahren, nicht nur bei den jüngeren Zuschauern, sondern auch beim Gesamtpublikum. Im Mai sieht es bislang nur wenig besser aus. Angesichts dessen hat das ZDF kürzlich schon hektisch die hochgelobte aber quotenschwache Serie "KDD" zwei Folgen vor ihrem Serien-Finale in den späten Abend verschoben und stattdessen lieber eine alte "SOKO Leipzig"-Folge in der Primetime wiederholt - ein Vorgehen, wie man es sonst allenfalls von privaten Sendern kennt.