Um das Geschäftsmodell fit für die Zukunft zu halten, heißt das Zauberwort in den Medien-Unternehmen seit vielen Jahren "Diversifikation". Insofern ist es schon bemerkenswert, dass ProSiebenSat.1 im ersten Quartal im Kerngeschäft - dem werbefinanzierten Free-TV - sowohl in Deutschland als auch international ein deutliches Wachstum ausweisen kann, während der Umsatz im Bereich Diversifikation sogar um vier Prozent zurück ging. Der operative Gewinn (in diesem Fall das Recurring EBITDA) stieg zwar noch um 9,7 Prozent an, verglichen mit den Steigerungsraten von über 40 Prozent im Kerngeschäft verblasst aber auch diese Zahl.
Verantwortlich für den Rückgang der Erlöse von 84,3 auf 80,9 Millionen Euro im ersten Quartal ist vor allem das Sorgenkind 9Live. Schuld an den rückläufigen Anruferzahlen sei die - im Vorfeld von 9Live noch freudig begrüßte und inzwischen mit juristischen Mitteln bekämpfte - Gewinnspielsatzung, die den Sendern einige neue Pflichten auferlegt und zudem den Landesmedienanstalten erstmals die Möglichkeit einräumt, auch Bußgelder bei Verstößen zu verhängen - was diese seitdem auch mit Freuden tun.
Und eine Besserung ist auf absehbare Zeit nicht in Sicht, auch wenn man bei 9Live immer wieder gern beteuert, neue Geschäftsfelder zu suchen und auch ausgemacht zu haben. Aus Sicht von ProSiebenSat.1-Boss Thomas Ebeling werde 9Live aber auch künftig nicht wachsen, wie er auf der Telefon-Konferenz anlässlich der Vorstellung der Quartalszahlen sagte. Man müsse beim Geschäftsmodell Call-TV immer wieder schauen, ob es noch attraktiv sei. Immerhin: Auf dem derzeitigen Niveau scheint es sich noch zu lohnen, die Zahl der Anrufe habe sich inzwischen stabilisiert, so Ebeling. Wachstum erwartet er im Diversifikations-Bereich aber in Zukunft vor allem vom Online-Bereich. Hier habe sich das Geschäft sowohl mit klassischer Internet-Werbung als auch mit Video-Advertising auch im ersten Quartal sehr positiv entwickelt.