In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben vier Rundfunkräte des Bayerischen Rundfunks öffentlich Stellung gegen eine Wahl des Favoriten Ulrich Wilhelm bezogen. Sie werfen den Verantwortlichen unter anderem ein "völlig intransparentes Verfahren" bei der Intendantenwahl vor. Insbesondere stößt ihnen dabei die kurze Vorschlagsfrist auf.
"Durch den vorzeitigen Rückzug des bisherigen Amtsinhabers wurde es praktisch aussichtslos gemacht, weitere Bewerberinnen oder Bewerber in so kurzer Zeit für eine Kandidatur zu gewinnen", heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Claudia Jung (Freie Wähler), Ludwig Hartmann (Die Grünen), Heide Langguth (DGB) und Robert Stauffer (Schriftsteller-Organisationen). Stattdessen laufe das Verfahren mit Ulrich Wilhelm auf eine einzige Person hinaus, dessen Kandidatur schon im Vorfeld "in diversen Kungel- und Klüngelrunden" vorbereitet worden sei.
Wenn ein langjähriger Regierungssprecher nahtlos in das Intendantenamt wechseln würde, sei das aber eine "Bankrotterklärung für die gesetzlich geforderte Staatsferne des öffentlch-rechtlichen Rundfunks". Ulrichs Werdegang sei zu eng mit CSU, Staats- und Bundesregierung verknüpft, um in ihm "den dringend notwendigen Garanten für die politische Unabhängigkeit der Berichterstattung" sehen zu können. Daher unterstütze man den Gegenkandidaten Rudolf Erhard, seinerseits langjähriger Landtagsreporter des BR und 18 Jahre lang Vorsitzender der bayerischen Landtagspresse.
Dessen Kandidatur sei ein "längst überfälliges Signal, um das bisherige abgekartete Verfahren zu durchkreuzen und einen offenen und demokratischen Wettstreit um die konzeptionelle Zukunft des BR zu eröffnen". Die Gegenkandidatur biete die Chance, die demokratischen Spielregeln zur Geltung zu bringen, die das bisherige Wahlverfahren haben "so beschämend vermissen lassen", wie es in der Mitteilung heißt.