Diesem Hype setzte nun der Chef eines der größten deutschen Verlage die Krone auf: Matthias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, erhob Steve Jobs in einem denkwürdigen TV-Interview in den USA gleichsam zum Messias. Wörtlich sagte er in der Sendung "Charlie Rose": "Ich denke, dass sich jeder Verleger dieser Welt einmal am Tag hinsetzen und beten sollte, um Steve Jobs zu danken, dass er die Verlagsindustrie rettet". Das iPad sei seiner Meinung nach der Beginn einer völlig neuen Ära.
Das Gerät biete schließlich alles, auf was man bislang gewartet habe. Es sei einfach zu bedienen, preislich auf den Massenmarkt ausgerichtet, ermögliche es, Inhalte in einer emotionalen Art aufzubereiten - und es sei vor allem auch "cool". Da werden Erinnerungen wach an das Video, mit dem Döpfner Mitte 2008 die Komplett-Umstellung bei Springer auf Apple-Computer ankündigte und sich mit Sätzen wie "Apple baut die schönsten Computer", der als einer von vier Gründen für die Umstellung angeführt wurde, gleich noch als neues Testimonial für die nächsten Mac-Werbespots bewarb.
Erst später im Interview scheint Döpfner aufzufallen, dass die Heiligenverehrung für Steve Jobs zu Beginn in dieser Absolutheit womöglich doch etwas voreilig gewesen sein könnte. Die Umsatzbeteiligung von 30 Prozent an den App-Umsätzen, die auch die Verlage an Apple abführen müssen, sei zu hoch, so Döpfner, da müsse man nochmal mit Apple verhandeln. Nicht auszuschließen, dass auch er die Geschichte anderer Branchen kennt, die in Apple schon kurzzeitig die Lösung aller Probleme sahen. Der iTunes-Store hat schließlich auch eher Apple zu neuen Umsatzrekorden getrieben als die immer noch leidende Musikindustrie. Und das iPhone erweist sich dank Umsatzbeteiligung und App-Store auch eher für Apple als für die Mobilfunkbetreiber als Bombengeschäft.
Dennoch lässt sich Döpfner in seinem uneingeschränkten Optimismus nicht beirren. Das Problem der hohen Umsatzbeteiligung werde aber aufkommende Konkurrenz durch eigene Geräte etwa von Google, Microsoft oder Amazon schon lösen, so hofft der Springer-Chef zumindest.