"Arabella" feiert Geburtstag und macht Schluss
Arabella Kiesbauer ist vor fast genau zehn Jahren mit ihrer Talkshow bei ProSieben gestartet und gilt bis heute als die Dailytalk-Queen des deutschen Fernsehens. Jetzt, zu ihrem zehnten Geburtstag, wird die Talkshow „Arabella“ allerdings eingestellt. Damit zieht die Moderatorin offenbar die Konsequenzen aus dem, was sich bereits seit knapp zwei Jahren abzeichnet: Schon im Mai 2002 lehnte sie einen Vorschlag ihrer Redaktion ab, künftig wie die damals anlaufende SAT.1-Konkurrenz „Zwei bei Kallwass“, auf Laiendarsteller statt auf echte Gäste zu setzen.„Lug und Trug auf ihrem Sendeplatz“ lehnte Kiesbauer entschieden ab. Schon damals machte sie deutlich: Falls mit "echten Fällen" keine Quote mehr zu machen sei, ist sie „bereit abzutreten". Dem Publikum scheint diese Haltung der Moderatorin zu gefallen: Laut einer aktuellen Umfrage des GEWIS-Insitutes gehört sie im deutschsprachigen Raum zu den glaubwürdigsten und interessantesten Talkmoderatorinnen.
Dass der damalige ProSieben-Chef Nicolas Paalzow im Sommer 2002 aufgrund schwächelnder Quote das Nachmittagsprogramm des Senders in Frage stellte, sorgte für weiteren Zündstoff rund um die Talkshow von Arabella Kiesbauer. Im Herbst 2002 endete dann aber alles in einer gemeinsamen Absicht von Kiesbauer und Paalzow, auf eine „langfristige Zusammenarbeit“ zu setzen. Die Vertragsdauer wurde nie bekannt. Paalzow lobte seine Nachmittagstalkerin damals als „Kultmoderatorin, wie es sie in Deutschland kein zweites Mal gibt“. Heute ist Paalzow nicht mehr bei ProSieben.
Was in Österreich klappte, lief bei ProSieben nicht ganz rund
Noch im Sommer 2002 scheiterte Arabella Kiesbauer in einer Doppelmoderation mit Holger Speckhahn mit der Vorabendshow „Mars oder Venus“. Zwar feierte sie einen großen Erfolg mit der Abendmoderation des "Popstars"-Finale im letzten Herbst, aber schon ein halbes Jahr später war ihr nächster Ausflug in die Abendunterhaltung schon wieder wenig erfolgreich: Die ProSieben-„Comeback“-Show erzielte Einschaltquoten unter dem Durchschnitt des Senders.
Kiesbauer am Sonntag gegenüber DWDL zum Misserfolg von "Comeback": "Wir waren vielleicht zu spät dran. Die Castingformate sind vom Zuschauer auf breiter Front nicht mehr angenommen worden. Im Vergleich zu 'Starduell' und 'Starsearch' haben wir bei ProSieben aber sogar vergleichsweise gut abgeschnitten." Was in Deutschland nicht so richtig funktonierte, lief in Österreich umso besser.
Dort präsentierte Kiesbauer „Starmania“, die dortige Version von „Deutschland sucht den Superstar“ - und das mit großem Erfolg. Die Moderation des "Wiener Opernball" für das ORF ist ein weiterer Erfolg in Österreich: Immerhin hat der ORF sie bereits für die Moderation im nächsten Jahr verpflichtet.
Die Quoten ihrer nachmittäglichen Talkshow bei ProSieben wurden mit der Integration der gespielten Dokusoap „Die Abschlussklasse“ nach dem Eklat im Sommer 2002 zwischenzeitlich deutlich angehoben. Kiesbauer selbst akzeptierte dies allerdings nur mit Mühe, zog doch damit genau der `Lug und Trug` in ihre Sendung ein, den sie einst scharf kritisierte. Der Erfolg des derzeitigen halbstündlichen Dokusoap-Showteils „Das Geständnis“ hat dann wohl endgültig für die Erkenntnis gesorgt, dass der klassische Talk wie Arabella Kiesbauer ihn stets weiterführen wollte, derzeit im deutschen Fernsehen nicht mehr gefragt ist. Anhand der Quoten ihrer Talkkollegen lässt sich dieser Trend bestätigen.
„Arabella“ endet nach DWDL-Infos aus Senderkreisen bereits im Juni
Nach DWDL-Informationen wird Arabella Kiesbauer mit ihrer nachmittäglichen Talkshow Anfang Juni noch den zehnten Geburtstag feiern und sich danach aus dem Talkshow-Geschäft zurückziehen und keine weitere Ausgabe der Talkshow "Arabella" produzieren. ProSieben zeigt im Sommer vorerst Wiederholungen und ab Herbst soll die Teilsendung "Das Geständnis" zwischenzeitlich auf volle 60 Minuten ausgeweitet werden, wie aus Produktionsplanungen der Constantin Entertainment hervorgeht, die DWDL vorliegen.
Diese Show präsentiert Kiesbauer, bis die Produktionsfirma Constantin Entertainment und ProSieben ein neues Format für den Sendeplatz gefunden haben. Die Produktionsfirma, die seit Oktober 2003 interessanterweise auch die Talkshow „Arabella“ produziert, sitzt im Übrigen bereits an der Entwicklung neuer Formate für diesen Sendeplatz, die zum Jahresbeginn 2005 starten sollen. Dies betätigten die beiden Chefs der Produktionfirma, Ulrich Brock und Otto Steiner, bereits offiziell den Kollegen vom "Kressreport". Diese merkwürdigen Geschäftsgebahren, bereits von neuen Formaten zu sprechen in denen Arabella Kiesbauer eventuell gar keine Rolle mehr spielt, ohne vorher offiziell zum Ende der von Constantin Entertainment selbst produzierten Sendung zu äussern, verlangt Erklärung. Eine Stellungnahme der Produktionsfirma war am Wochenende aber nicht zu bekommen.
Moderatorin Arabella Kiesbauer äusserte sich am Sonntag gegenüber DWDL dann auch eher nachdenklich: "Ich danke meinem Sender erstmal im voraus, dass er hinter mir steht und immer zu mir gestanden hat, weil ich sicherlich nicht die Einfachste und Bequemste bin." Auf die DWDL-Informationen über das Aus ihrer Talkshow angesprochen, antwortet Kiesbauer: "Mehr habe ich zu diesen Theorien nicht zu sagen, weil es dazu noch nichts zu sagen gibt. Einerseits wird über mein Abtreten wild spekuliert, seit ich auf dem Bildschirm bin. Andererseits muss ich natürlich bei diesem Anlass auch einmal in den Spiegel schauen und mich fragen, ob und wie das alles noch so weitergeht. Darüber muss ich mir erstmal klar werden."
Eine klares Dementi klingt anders. ProSieben-Sprecherin Susanne Lang räumte am Sonntag ein, dass man an der Optimierung des Formates "Arabella" arbeite, wie man es schon in der Vergangenheit getan hat. Das Aus für "Arabella" wollte Lang allerdings nicht bestätigen.
Fotos: U.a. R. Lehnhardt