ZDFneo-Chef HimmlerBleibt noch die Frage, wohin sich das Fernsehen in den kommenden Jahren entwickeln wird. Norbert Himmler, Chef des jungen Digitalkanals ZDFneo, zeigte sich bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik davon überzeugt, dass Fernsehen auch in Zukunft ein Massenmedium bleiben wird. "Relevanz und Interessantheit zu vereinen, ist allerdings ein schmaler Grad", so Himmler, dessen Sender derzeit gerade mal 0,2 Prozent Marktanteil erreicht. Dennoch sei der Start von ZDFneo richtig gewesen. "Wir brauchen Beiboote, um die Zielgruppe direkt ansprechen zu können."

Von Bismarck sprach sich in diesem Zusammenhang für "bemerkenswertes, gutes und fundiertes Fernsehen" aus, brachte allerdings zugleich einen Schuss Realität mit ins Spiel. "Man muss zur Kenntnis nehmen, dass das Publikum so etwas gar nicht möchte", so der "Spiegel"-Verlagsleiter angesichts der überschaubaren Quoten anspruchsvoller Sender. Schließlich gebe es keine Verpflichtung, bestimmte Artikel zu lesen oder gewisse Kanäle einzuschalten - leisten sollte man sich solche Qualitätsmedien aber dennoch. Nur die Frage der Finanzierung müsse letztlich gestellt werden.



Auch Michael Brehm, ehemaliger Geschäftsführer von StudiVZ, gibt dem Fernsehen eine Chance für die Zukunft, sieht das Medium allerdings im Wandel. "Fernsehen wird nicht verschwinden, dient aber mehr der passiven Unterhaltung. Für das Aktive wird man künftig verstärkt ins Internet gehen", sagte Brehm. Damit schloss sich zugleich der Bogen, der mit der Diskussion um den Stellenwert des Journalismus begann. "Es braucht immer auch Lotsen in der Welt", so SPD-Politiker Marc Jan Eumann. Eine Einordnung, wie sie Nachrichten bieten, könnten Netzwerke wie StudiVZ nicht leisten, gab er zu bedenken.

Dem widersprach "Spiegel"-Verlagsleiter Fried von Bismarck vehement. "Gerade junge Menschen nutzen Netzwerke zur Nachrichten-Verbreitung." Dies sei ein Trend, auf den Verleger reagieren müssten. "Sie suchen Informationen bei Google, weil sie es bei den Verlegern nicht finden", so von Bismarck. Eine Herkules-Aufgabe, vor der "Spiegel" & Co. in den kommenden Jahren stehen. Ob all das die jungen Journalismus-Studenten sorgenfreier in die Zukunft blicken lässt, darf daher durchaus bezweifelt werden.