Foto: PixelquelleSeit der vergangenen Woche sorgen Ermittlungen gegen Fernsehredakteur Gerd Rapior des NDR in Kiel für Unruhe. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit. Nun hat der NDR den Mitarbeiter am Montag mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Der Grund dafür ist allerdings nicht der Korruptions-Vorwurf, sondern nicht genehmigte Nebentätigkeiten und Medientrainings, die Rapior gab und die offenbar im Zuge der Ermittlungen bekannt wurden.

Der NDR sieht darin "gravierende Verstöße des Mitarbeiters gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen und Interessen des NDR". Rapior habe die Verstöße am gestrigen Montag gegenüber seinem Arbeitgeber eingeräumt. Den Vorwurf der Bestechlichkeit weist er laut einer Mitteilung des NDR zurück. Der NDR sieht das Vertrauensverhältnis zu Rapior "irreparabel zerstört". "An der Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der Berichterstattung darf es keinen Zweifel geben. Der Redakteur hat mit seinen Nebentätigkeiten gegen grundlegende journalistische Regeln verstoßen und den NDR getäuscht", so Friedrich-Wilhelm Kramer, Direktor des NDR Landesfunkhauses Schleswig-Holstein.
 

 

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Im Zuge der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Kiel wegen des Verdachts auf Bestechlichkeit wurden in der vergangenen Woche mehrere Dienst- und Privaträume durchsucht. Laut einem Bericht des "Focus" stehe Rapior im Verdacht, Sendezeit verkauft zu haben. In den Jahren 2004 und 2005 soll er demnach mehr als 50.000 Euro von der Unternehmensgruppe Damp-Holding erhalten haben, gegen die wegen des Verdachts auf Bestechung ermittelt wird.
 
Mittlerweile äußerte sich auch der Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein zu den Vorgängen. "Der NDR hat schnell und entschieden gehandelt. Er hat für größtmögliche Transparenz gesorgt und die Öffentlichkeit und die NDR Gremien umgehend informiert", sagte der Vorsitzende Peter Eichstädt. Der Landesrundfunkrat äußerte sich auch zum Stand der Dinge bei den Ermittlungen in der Korruptionsaffäre. So habe eine Überprüfung durch den NDR ergeben, dass Rapior dreimal über die Damp-Holding berichtet hat.

Im Zusammenhang mit landespolitischen Themen berichtetet Rapior zweimal über den Chef des Unternehmens. Das Unternehmen selbst war zudem zweimal Gegenstand der Berichterstattung, die Rapior als Nachrichten- oder Tagesredakteur zu verantworten hatte. Die Berichte sollen der Staatsanwaltschaft für ihre Ermittlungen übergeben werden. Auch der Landesrundfunkrat wird die Beiträge überprüfen und im Zuge dessen die Abläufe und Kontrollmechanismen im Funkhaus noch einmal mit den Verantwortlichen erörtern.