Wie muss das Programm eines Senders aussehen, der sich explizit an Frauen richtet? Eine wirklich eindeutige und klare Antwort auf diese Frage scheint man auch bei ProSiebenSat.1, das am 7. Mai seinen Frauensender Sixx an den Start bringt, noch nicht gefunden zu haben. Die Beschreibung der typischen Sixx-Zuschauerin als "Vielseiterin" wirkt jedenfalls zunächst vor allem eines: beliebig. Sie ermöglicht programmlich alles - und sagt zugleich eigentlich nichts.
Frauen seien eben nicht so einfach gestrickt wie Männer, erklärte Katja Hofem-Best auf ihrer Deutschland-Tour, während der sie in den letzten Tagen den neuesten Spross der ProSiebenSat.1-Gruppe vorstellte. Bei Männern genüge es, ein paar bestimmte Knöpfe zu drücken - qualmende Reifen, ölverschmierte Hände und sie sind glücklich, um es etwas zugespitzt zu formulieren. Frauen seien hingegen komplizierter. Und so verlegt man sich auf abstraktere Kriterien, wie ein Programm für Frauen aussehen muss: qualitativ hochwertig, ansprechend verpackt, hoch emotional und glaubwürdig.
Angesichts der nebulösen Umschreibung war es also um so spannender, wie ProSiebenSat.1 seinen neuen Sender inhaltlich füllen würde. Und man setzt dabei vor allem auf Serienware: Sixx wird allein 16 verschiedene Serien in der Primetime zeigen. Zum Vergleich: Bei ProSieben sind es gerade mal neun, kabel eins kommt auf zehn, RTL nur auf acht. Und Sixx setzt dabei bei Weitem nicht nur auf Wiederholungen: Immerhin acht der 16 Primetime-Serien laufen bei Sixx in Erstausstrahlung. Sixx profitiert hier ganz klar von der Mitgliedschaft in der German Free-TV-Gruppe.
Denn vor allem greift Sixx auf die Serien zurück, die sich für die großen Sender als nicht massentauglich genug erwiesen haben. Den Sender rein als Resterampe zu bezeichnen, würde dem Angebot aber auch nicht gerecht, denn "nicht massentauglich" heißt noch lange nicht, dass die Serien auch qualitativ schlecht wären. So wird sich Sixx etwa der bei kabel eins völlig gefloppten Serie "Damages" annehmen, für die Glenn Close mit Emmy und Golden Globe ausgezeichnet wurde. Neben der Wiederholung der ersten Staffel wird Sixx auch die weitern Staffeln als Erstausstrahlung zeigen.
Auch die in den USA sehr erfolgreiche, bei ProSieben aber kläglich gescheiterte Serie "Brothers & Sisters" erhält bei Sixx ein neues Zuhause, ebenso wie "Ugly Betty", das einst bei Sat.1 nach nur zwei Folgen wieder aus dem Programm gekippt wurde. Auch die Soap "90210" wird künftig nur noch bei Sixx und nicht mehr bei ProSieben zu sehen sein. Angesichts der derzeit miserablen Quoten bei ProSieben könnte es auch "Gossip Girl" womöglich bald ähnlich ergehen. Mit Wiederholungen ist auch diese Serie jedenfalls schon bei Sixx präsent.
An wirklich neuen Serien, die noch nicht in Deutschland liefen, findet sich bei Sixx das bereits vor längerem eingekaufte "October Road". Die in den USA nach zwei Staffeln eingestellte Serie handelt von einem Hollywood-Drehbuchautor, der wieder in seine Heimat zurückkehrt. Ebenfalls schon lange auf eine Ausstrahlung wartet die Serie "Summerland Beach", die in den USA schon 2005 nach zwei Staffeln beendet worden war. Im Mittelpunkt der Serie steht Ava, die gerade ein eigenes Fashion-Label gegründet hat. Als ihre Schwester und deren Mann bei einem Unfall sterben, ändert sich ihr Leben auf einen Schlag völlig.
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