Nikolaus BrenderZu verlieren hat ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender nichts mehr: In wenigen Wochen verabschiedet er sich aus Mainz, weil es die Politik so wollte. Entsprechend scharfe Worte findet er nun im "Spiegel": So "gibt es in der Union ein dunkles Schattenreich, das sich im Verwaltungsrat eingenistet hat und ihn mittlerweile zu dominieren versucht".

Nun sei "auch das ZDF beschädigt. Das Ganze hat der Glaubwürdigkeit der Öffentlich-Rechtlichen einen schweren Schlag versetzt", so Brender. Das Bundesverfassungsgericht sei nun "die einzige Institution, die dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk Staatsferne, Form und damit Zukunft sichern kann". Zugleich kritisierte Brender das "Proporzdenken" der Parteien. "Parteipolitische Methodik droht gerade den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu okkupieren." Dazu zählt er "das Denken in Mehrheits- und Minderheitsmustern sowie in Freund- Feind-Schemata. Fraktionszwang. Intransparentes Hinterzimmergeklüngel. Das alles darf es im Journalismus nicht geben".



Zugleich sprach der scheidende ZDF-Chefredakteur von einem internen "Spitzelsystem, das davon lebt, dass Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen". So ist von "Inoffiziellen Mitarbeitern" der Parteien die Rede, "wirklich vergleichbar mit den IM der DDR", so Brender im "Spiegel". Es sei ein "feingesponnenes Netz von Abhängigkeiten" entstanden, "aus dem sich Karrierechancen, aber auch Verpflichtungen ableiten lassen". Er selbst habe "versucht, solche Spione wenigstens von Posten mit echter Verantwortung fernzuhalten".

Dass er als Chefredakteur einigen auf die Füße getreten habe, bringe der Job mit sich. Nikolaus Brender: "Ich wollte hier Kämpfer, keine Schlappschwänze." Im "Spiegel" zeigte er sich nun dennoch erleichtert: "Es fällt eine große Last von mir ab." Nun sonderiere er die Angebote, könne aber wohl "vom Journalismus nicht lassen". Von den Öffentlich-Rechtlichen wird er sich aber wahrscheinlich verabschieden: "Das System hat mit mir abgeschlossen. Das werde ich respektieren."