
Unter der Überschrift "Irrflug der Heuschrecken" analysiert Hans-Ulrich Jörges, sonst eigentlich in der großen Politik zuhause, die Lage beim TV-Konzern ProSiebenSat.1 Media. Dabei fallen humorige Aussagen wie "Es geht um die Zukunft der gesamten TV-Gruppe. Bei der klemmt nur eines nicht: Die Drehtür auf ihrer Führungsetage". Doch Jörges wird auch ernst: Er sorgt sich um die Zukunft von N24 und bescheinigt Konkurrent n-tv gleichzeitig "publizistisch anspruchsvolle Nachrichten". Die seien in der ProSiebenSat.1 Media AG nicht erwünscht, schlussfolgert Jörges mit Bezug auf Aussagen von ProSiebenSat.1-Vorstandschef Thomas Ebeling.
Doch Jörges blickt nicht nur kopfschüttelnd zurück. Er geht auch die möglichen Zukunftsszenarien durch. Dazu zählt ein möglicher Verkauf an den aktuellen Geschäftsführer von N24, Torsten Rossmann und Stefan Aust. "Ob N24 allerdings langfristig gesichert wäre, ob der Sender allein und ohne würgenden Verluste existieren könnte, steht in den Sternen", gibt Jörges in seinem Zwischenruf zu bedenken. Mit anderen Worten: Alleine würde sich der Sender wohl nie rechnen. Stattdessen sieht er die Politik gefordert. Die Angst davor, dass der Springer Verlag auch im TV-Geschäft mitmischt, müsse fallen.
Das sei nötig, weil ausländische Investoren bzw. Private-Equity-Unternehmen bewiesen hätten, dass sie kein Verständnis für den deutschen Medienmarkt aufbringen könnten. In Deutschland selbst gebe es nur "eine Adresse, die ProSiebenSat.1 auffangen könnte", so Jörges im "Stern". Das sei der Axel Springer Verlag. Die Argumentation hingegen ist jedoch dürftig: Weil man vor fünf Jahren schon einmal interessiert gewesen sei, solle man es heute auch noch sein. Warum die Integration in den Axel Springer Verlag wirtschaftlich besser funktionieren sollte als die Integration eines TV-Nachrichtensenders in eine TV-Gruppe, beantwortet Jörges leider nicht.
Und die Branche schmunzelt über Jörges mahnende Worte. Wähnt man bei seinem Zwischenruf doch einen ganz anderen Hintergrund. So auch ProSiebenSat.1-Unternehmenssprecher Julian Geist, der auf DWDL.de-Nachfrage sagt: "Hans Ulrich Jörges ist ein Vollblutjournalist, der mit Leidenschaft bei der Sache ist, besonders in diesem Fall. Er ist mit Christiane Gerboth verheiratet, einer langjährigen N24-Kollegin, die wir alle außerordentlich respektieren und schätzen. Sein Zwischenruf ist von der Sorge um seine Frau geprägt. Ich lese den Text als eine Art 'Liebesbrief an Christiane'. Irgendwie ist das ja auch schön."