RTL II: Andorfer will an SAT.1 vorbeiziehen
Dabei hat Andorfer sicherlich allen Grund zur Freude: Sowohl die Quoten als auch die Finanzen stimmen derzeit. Bei den Quoten helfen besonders eigene Formate wie "Big Brother" und "Frauentausch" sowie Lizenzware wie die US-Serien "24" und "Stargate".Bei den Finanzen profitierte RTL II laut Andorfer seit Jahresanfang von der eigenen Vermarktung der Werbezeiten. Mit der Agentur El Cartel hat sich der Sender aus der Abhängigkeit vom bisherigen Vermarkter IP Deutschland gelöst. Anscheinend erfolgreich: Gegen den Trend hat RTL II den Nettowerbeumsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im 1.Quartal um elf Prozent gesteigert.
Neben ProSieben ist RTL II im vergangenen Jahr der profitabelste Privatsender Deutschlands gewesen: Der Vorsteuergewinn lag bei 64,2 Millionen Euro. Mit diesen Zahlen im Rücken wird Geschäftsführer Josef Andorfer mutig. Der "Financial Times Deutschland" sagte er: "Wir wollen SAT.1 überholen." Mittelfristig will Andorfer seinen Sender auf Platz 3 der Privatsender platzieren. Hinter RTL und ProSieben, aber vor SAT.1.
Für dieses Ziel nannte er keinen Zeitraum, dennoch ist es seiner Meinung nach klar, dass Marktführer RTL längst den Zenit erreicht habe und es bei SAT.1 "am stärksten bröckelt". Der Erfolg von RTL II soll jetzt mit neuen eigenen Formaten ausgebaut werden.
So wird RTL II in Kürze die Spielfilmprogrammierung verringern und künftgig nur noch an zwei Abenden in der Woche auf Spielfilme setzen, wie der Senderchef der "FTD" verriet. Darüber hinaus will sich Andorfer ein Stück weit von Filmhändler Herbert Kloiber distanzieren: Der RTL II-Gesellschafter und Filmhändler liefert dem Sender bislang rund 60 Prozent der Lizenzware.
Andorfer will künftig etwa zu gleichen Teilen Programmware von RTL und Kloiber beziehen. Dabei ist seine Beziehung zu RTL und RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler nicht die beste, wie man aus der Vergangenheit weiß. Dennoch schätzt auch die RTL Group, die mit einer Minderheitsbeteiligung an RTL II beteiligt ist, den Gewinnbeitrag.