Was in den USA schon konkret geplant wird, soll es nach dem Willen von Gruner + Jahr-Chef Bernd Buchholz künftig auch in Deutschland geben: Eine Plattform, über die die Inhalte einer Vielzahl an Verlagen online bezogen werden können. "Wir brauchen eine Lösung, bei der die Angebote vieler Verlage einfach abrufbar sind und die Nutzer diese auch einfach zahlen können. Es wäre schlau, wenn sich da Verleger für die erforderlichen technischen Strukturen in einem großen Rahmen austauschten."
Konkrete Pläne gibt es aber offenbar noch nicht, man müsse nun zunächst einmal die verlagsübergreifenden gemeinsamen Interessen ausloten, so Buchholz. Klar ist für Buchholz aber: Einen Partner wie Apple, der mit dem iTunes-Store ein solches Modell im Musik-Markt schon einmal vorexerziert hat, will er lieber nicht mit an Bord haben. "Wir brauchen eine neutrale Plattform, von der alle gleichermaßen profitieren. Und wir brauchen eine Plattform, in der die Verlage das eigentliche Geschäft machen", so Buchholz. Es könne schließlich nicht sein, dass andere "unsere Inhalte mit hohem Gewinn weiterverkaufen und wir dabei letztlich leer ausgehen".
Ein solcher Online-Kiosk soll endlich Paid Content im Internet zum Durchbruch verhelfen, was für Buchholz angesichts rückläufiger Werbeeinnahmen ein Muss ist. "Wir müssen es grundsätzlich schaffen, sowohl im Internet als auch bei den Magazinen einen höheren Erlösanteil von den Lesern zu bekommen", so Buchholz. Schon jetzt sei der Anteil der Vertriebseinnahmen von 40 auf 50 Prozent gestiegen, geht es nach Buchholz, sollen es schon bald 60 Prozent sein. Nur auf Paid Content will Buchholz im Web aber nicht setzen. "Reine News wird es weiterhin kostenlos geben. Aber für besonders interessante und einzigartige Angebote werden die Menschen immer häufiger bezahlen" - so zumindest die von Buchholz formulierte Hoffnung.
Dennoch rechnet Buchholz mit rückläufigen Einnahmen und fordert daher auch einen Beitrag der Mitarbeiter. "Journalisten müssen flexibler werden", so der Gruner + Jahr-Chef. Man müsse die Möglichkeiten titelübergreifender Zusammenarbeit weiter intensiv prüfen. "Wenn schon heute freie Journalisten eine Reisestory für mehrere Redaktionen unseres Unternehmens individuell zuschneiden, dann sollte es möglich sein, dass die angestellten Redakteure unseres Hauses sich gegenseitig häufiger die Bälle titelübergreifend dort zuspielen, wo es sinnvoll erscheint".