Thomas PrantnerDas hat rechtliche Gründe - sowohl medienrechtlich als auch lizenzrechtliche - und widerspricht zudem dem Ziel der TVthek. Sie soll das "elektronische Tor zu Österreich werden", so Prantner (Foto). Weltweit will man so Österreich präsentieren und Österreichern im Ausland die Heimat wieder näher bringen - und das geht eben nur über die Eigenproduktionen. Dass gerade die jetzt im gesamten deutschsprachigen Raum abrufbar sind, führt zu einer weiteren medienpolitischen Frage, die nicht kurz- aber vielleicht mittelfristig brisant werden könnte: Wozu braucht man noch 3sat?

Gestartet ist der Kulturkanal, um Informations- und Kultursendungen der öffentlich-rechtlichen Sender aus den deutschsprachigen Ländern gegenseitig zugänglich zu machen. Das war in den 80er und 90er Jahren ein nachvollziehbarer und guter Grund für einen solchen öffentlich-rechtlichen Kanal. Aufgefüllt wird das 3sat-Programm mit Formaten, die auch auf andere öffentlich-rechtliche Sender aufgeteilt werden könnten. Und mit Angeboten wie der TVthek lassen sich jetzt eben eigene Inhalte wesentlich kostengünstiger über die Ländergrenzen hinweg transportieren. In der Schweiz spielte man in diesem Jahr schon einmal aus Kostengründen mit dem Gedanken an einen 3sat-Ausstieg.
 


In Österreich jedoch offiziell nicht. Noch nicht, möchte man beinahe ergänzen. Denn zweifelsohne ist zumindest das derzeitige Programm von 3sat so profillos, dass man sich dort, auch schon durch so kleine Details wie eine länderübergreifende TVthek, gewarnt fühlen sollte. Für den ORF stehen jetzt nach dem Launch aber erst einmal andere Themen an. Im kommenden Jahr soll die TVthek auch mobil nutzbar werden und auch mit Kabelnetzbetreibern spreche man bereits über eine Einbindung.

ORF TVthekNoch naheliegender für den ORF ist allerdings eine Frage, die sich ARD und ZDF in Deutschland gar nicht stellen müssen: Darf der ORF online Werbung verkaufen? Das muss in der Alpenrepublik medienrechtlich noch geklärt werden. Auf ein neues ORF-Gesetz wartet man noch. Ungewöhnlich wäre eine Erlaubnis für Online-Werbung nicht. Anders als ARD und ZDF bei uns, hat der ORF auch schon im TV-Programm deutlich mehr Freiheiten in Sachen Werbung.

Die neue TVthek des ORF - unter Federführung von Onlinedirektor Thomas Prantner verpasst sie der behäbigen öffentlich-rechtlichen Anstalt im eigenen Land ein so fortschrittliches und offensives Image wie sie es noch nie zuvor hatte. Und über Österreichs Grenzen hinweg macht sie ORF-Fernsehen erstmals weltweit frei verfügbar und wirft damit gleichzeitig die in diesem Jahr nicht zum ersten Mal gestellte Frage wieder auf, was mittelfristig eigentlich aus 3sat werden soll.