Nachdem der "Kontakter" bereits am Freitag über mögliche Pläne von ProSiebenSat.1 bezüglich eines neuen Frauensenders berichtete und sich der Konzern selbst dazu zunächst jedoch nicht äußern wollte, folgt am Tag darauf nun doch die Bestätigung - und zwar von höchster Stelle. Andreas Bartl, Vorstand German Free TV, bestätigte gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" das Vorhaben.
"In Deutschland gibt es über hundert Frauenzeitschriften, aber keinen Frauensender. Der fehlte einfach noch in der Landschaft", so Bartl, der für FemTV - so der geplante Name des neuen Senders - eine "echte Chance" am Werbemarkt sieht. "Wir können bei FemTV Werbekonzepte ausprobieren, für die wir auf unseren großen Sendern einfach nicht genug Platz hätten, etwa gut erzählte und natürlich klar erkennbare Promotion-Storys." FemTV sei eine "Spielwiese für neue Ideen" in der Werbung, sagte Bartl weiter.
Die Arbeiten an dem neuen Sender sind sogar schon so weit vorangeschritten, dass bereits eine Chefin gefunden wurde: Mit Katja Hofem-Best konnte die ehemalige Leiterin des Männersenders DMAX für den Job begeistert werden. "Es sollten sich schon Frauen den Kopf darüber zerbrechen, wie ein Frauensender aussieht. Ich bin daher sehr froh, dass ich mit Katja Hofem-Best eine erfolgreiche deutsche TV-Managerin als Senderchefin gewinnen konnte", sagte Andreas Bartl gegenüber dem "Spiegel".
Vor zwei Jahren sagte Hofem-Best, damals noch aus der Perspektive der DMAX-Chefin, im DWDL.de-Interview über die Chancen eines Frauensenders im deutschen Fernsehen: "Das weibliche Angebot im deutschen Free-TV ist schon sehr groß. Abgesehen von der Champions League, einigen Auto-Sendungen und ein paar Action-Filmen ist das frei empfangbare Programm durch die Bank sehr weiblich geprägt." Umso größer jetzt die Herausforderung - und die Erwartungen. Schon binnen zwei Jahren soll FemTV Gewinne machen.
Etwas anderes kann sich der hochverschuldete Konzern auch kaum leisten. "Heute hat man dafür keine fünf Jahre Zeit", so Bartl, der zugleich ein Quoten-Ziel ausgibt: Der Marktanteil soll mittelfristig zwischen zwei und fünf Prozent bei den 19- bis 49-jährigen Frauen liegen. Inhaltlich soll FemTV Themen wie Mode, Lifestyle, Beauty, Food und Gesundheit aufgreifen. Neben Eigenproduktionen sollen auch Serien ausgestrahlt werden, darunter auch Erstausstrahlungen von "Gossip Girl" oder dem einst bei ProSieben gescheiterten und seitdem unter Verschluss gehaltenen "Brothers & Sisters".