Presseausweis der GzFBDie GzFB setzt auf ein anderes Finanzierungsmodell, mit dem man das gute Gefühl für die Teilnehmer verbessern will und sie zugleich zur Kasse bittet. So gibt das Unternehmen einen Presseausweis aus, der mit 99 Euro zu Buche schlägt. Neben der Eigenschaft, mit dem Ausweis die eigene Tätigkeit als Bürgerreporter zu dokumentieren, trommelt die GzFB mit Rabatten, die den Inhabern des Ausweises gewährt werden, für das Dokument.

Damit sollen nicht nur die Kosten der Reporter minimiert werden, sondern auch den Unternehmen verspricht man dadurch erhebliche Vorteile im Marketing. In einem Info-Papier der GzFB heißt es dazu: "Die GzFB-Bürgerreporter werden somit eine große Einkaufsgemeinschaft bilden. Über das  neue Internetportal www.bürgerreporter.com werden wir einen regen Erfahrungsaustausch dieser Zielgruppe initiieren. Die daraus resultierenden subjektiven Marktforschungsdaten können sicher auch für Ihr  Unternehmen von Interesse sein. Auch direkte Mailings und besondere Rabattaktionen für Bürgerreporter werden damit möglich." Zu den bisherigen Partnern zählen unter anderem die Adam Opel AG, Autoverleiher Hertz und der Bekleidungshersteller G-Star.
 

 
Ein Problem sieht Zalbertus in der Verquickung von Presseausweis und Marketing-Tool nicht. "Der Presseausweis ist ein interessantes Medium. Er berechtigt Sie erst einmal zu gar nichts, er hilft Ihnen aber dort, wo er anerkannt wird“, sagt er. So könne der Ausweis in vielen Situationen für die Bürgerreporter nützlich sein, indem er die laufenden Kosten senke und die Recherche erleichtere. „Ob sich die Kosten für den Ausweis letztendlich rechnen, hängt natürlich davon ab, in welchem Umfang der Bürgerreporter ihn für seine Tätigkeit einsetzt und die Ermäßigungen in Anspruch nimmt. Ob man ihn benötigt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden", so Zalbertus. Zudem verpflichten sich alle Nutzer, den Wertekodex der GzFB einzuhalten.

Auch in der Tatsache, dass die Bürgerreporter mit dem neuen Ausweis ihre Daten gegenüber den kooperierenden Unternehmen offenlegen, sieht Zalbertus kein Problem. "Dem Bewusstseinswandel der vergangenen Jahre musste ich mich als ehemaliger Gegner der Volkszählung auch erstmal stellen – heute werden im Web 2.0 weit mehr Daten freiwillig veröffentlicht und genutzt, als wir es machen", sagte er. Aber letztlich wolle man den Reportern mit den Unternehmenskooperationen etwas Gutes tun, dafür, dass sie der GzFB Gutes tun.

Logo: DJVWeitaus kritischer sieht das erwartungsgemäß der Deutsche Journalistenverband (DJV), der - ebenso wie unter anderem die Gewerkschaft ver.di - einen kostenpflichtigen Presseausweis an hauptberuflich tätige Journalisten herausgibt. "Der Ausweis der GzFB scheint von der Qualität her nichts anderes zu sein als eine Rabattmarke", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner auf DWDL.de-Nachfrage. Das Ansinnen der GzFB hält Zörner für "legal aber nicht legitim". Im Vorhaben, journalistische Laien mit einem Presseausweis auszustatten sieht er eine Aufwertung ambitionierter Laien, denen die entsprechende Ausbildung fehle, gegenüber den professionellen Kollegen. "Es ist leider so, dass jeder einen Presseausweis herausgeben darf", stellt Zörner fest.

Neben dem Ziel, den Bürgerreportern zu mehr Anerkennung während ihrer Arbeit zu verhelfen, ist der Presseausweis für die GzFB auch finanziell von entscheidender Bedeutung: "Gemeinsam mit den Bürgerreportern beschäftigen wir uns mit Themen, um die sich nur wenige kümmern, und das kostet Geld, das wieder reinkommen muss. Dabei ist unser Presseausweis ein wichtiges Element", erklärt Zalbertus. Ein Teil der Einnahmen jedoch soll in soziale Projekte fließen. Zum Beispiel werden Jugendliche, die im Berufsleben sonst chancenlos erscheinen zu Medienfachkräften ausgebildet.