Logo: taz"Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann bloggt seit dieser Woche unter seinem Namen und sorgt seitdem für Verwunderung in der Branche. Er interviewt sich selbst, stellt - zum Teil deftige - Kritiken an seiner Person zur Diskussion und bietet in einem Shop unter anderem Damenunterwäsche mit seinen aufgedruckten Initialen zum Kauf an. Nun geht Diekmann noch einen Schritt weiter und stellt in seinem Blog einen satirischen Text der "tageszeitung" im Originallayout bereit, dessen Verbreitung er einst untersagen ließ und  für den er die Zeitung wegen des Inhalts erfolglos auf Schadensersatz verklagte.

Der Inhalt des Textes aus dem Jahr 2002: Die Geschichte einer fiktive Penisvergrößerung Diekmanns ("Sex-Schock! Penis kaputt?"). Die Schadensersatzklage wurde vom Berliner Kammergericht abgewiesen. Die Begründung: Als "Bild"-Chef verletzte Diekmann zuweilen die Intimsphäre anderer Menschen und müsse sich das nun auch selbst gefallen lassen. Allerdings darf die "taz" den Text unter Androhung einer Geldstrafe nicht mehr verbreiten.
 

 
Gegen die Veröffentlichung im Blog hat nun die "taz" ihrerseits rechtliche Schritte eingeleitet. Laut "bildblog" fordert "taz"-Anwalt Johannes Eisenberg von Diekmann eine Erklärung, die besagt, dass er aus den Rechten und dem damaligen Urteil "keine Ansprüche mehr gegen die 'taz' ableiten und auf das dort ausgesprochene Unterlassungsverbot verzichten und Einwände gegen die künftige Verbreitung dieses Textes durch die Mandantin nicht mehr erheben" werde.

Im Blog der "taz" heißt es dazu: "Der 'taz' die Veröffentlichung verbieten, vor dem Kadi erfolglos um Schmerzensgeld dafür klagen - und dann das Ganze selbst veröffentlichen. So geht's nicht, lieber Kai. Bitte merken: Urheberrecht gilt auch für Penisvergrößerungen".

Diekmann selbst gibt sich daraufhin in seinem Blog als souveränes Opfer. "Meinen Genossenschafts-Kollegen bei der 'taz', gleichzeitig auch ihr Anwalt, muss die Spaßbremse gestochen haben", schreibt er. "Nun zeige ich, um auch weniger Informierten zu erklären, wie die wunderbare Freundschaft zwischen mir, der 'taz' und Jony einst begann, noch einmal den - gleichsam - Redaktionsschwanz des Anstoßes, und auch das ist dem Jony nun wieder nicht recht." Diekmann und Eisenberg liefern sich seit einiger Zeit öffentliche Scharmützel.