Zwischen dem ZDF und den Privaten tobt ein Streit um den neuen Spartenkanal ZDFneo, der in den Zuschauer-Gewässern von RTL und Co. fischt. Erneut wettert der VPRT nun gegen die Mainzer.
Der Sendestart von ZDFneo am kommenden Wochenende erhitzt weiterhin die Gemüter. Kurz nachdem das ZDF das erste Programm-Lineup des neuen Spartenkanals, mit dem man ein junges Publikum erreichen will, bekannt gegeben hatte, regte sich der Protest der Privaten. Als "Frontalangriff auf die Kernkompetenzen kommerzieller Anbieter sowohl im Free-TV als auch im Pay-TV-Bereich" bewerte Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik bei RTL und Vizepräsident des Verbands privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) das künftige Programm von ZDFneo. Auch bei ProSiebenSat.1 regte sich Unmut.
Derweil verteidigte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut die Pläne. Insbesondere den Vorwurf, ZDFneo biete ein Programm, das sich am Privatfernsehen orientiere, aber keine Nachrichten zeige wie die großen Privaten, ließ Bellut nicht gelten. "Es waren gerade die Privatsender, die von der Politik gefordert hatten, ZDFneo dürfe kein Vollprogramm werden und deshalb unter anderem keine Nachrichten senden", sagte der Programmchef. "Dass sie uns genau das jetzt zum Vorwurf machen wollen, ist einigermaßen überraschend".
Der Widerspruch durch die Privaten lässt da nicht lange auf sich warten. Am heutigen Montag nun äußerte sich Tobias Schmid in seiner Position als VPRT-Vize erneut zu ZDFneo. "Wenn das ZDF und Herr Bellut im schönen ZDFneo-Glashaus mal ihre Aussagen und den Staatsvertrag durchlesen, wird das zu folgenden spannenden Erkenntnissen führen: Nach Darstellung von neo selbst im langen Interview in 'epd' ist nachzulesen dass die VPRT-Berechnungen zutreffen". Zuvor hatte der Verband vorgerechnet, dass der Anteil der Übernahmen aus dem ZDF bei ZDFneo lediglich 50 statt der angekündigten 80 Prozent betrage.
"Auch hinsichtlich der Schuld der Privaten am Verzicht auf Nachrichten irrt das ZDF, nicht die Privatsender haben das gefordert, sondern der Rundfunkstaatsvertrag enthält die Vorgabe, dass es sich bei ZDFneo um einen digitalen Spartenkanal handeln muss. Den scheinbaren Charakter eines Spartenkanals zu erzeugen, indem man ihn ausgerechnet um die Komponente Information erleichtert, war alleine eine Entscheidung des ZDF".
Schmid schließt sein Statement mit einem Appell in Richtung der Politik: "Wir sind gespannt, ob der Staatsvertrag, der hier fröhlich übergangen wird, auch für das ZDF bindend ist oder auch hier diese ganz eigene Art der Staatsferne durchschimmert. Es wäre schön, wenn wir nicht wieder die Staatskanzleien daran erinnern müssten, was der Grund für das Instrument der Rechtsaufsicht ist".