Der am 1. November aus dem ZDFdokukanal hervorgehende neue Sender ZDFneo, mit dem die Mainzer ein jüngeres Publikum ansprechen wollen, erhitzt weiterhin die Gemüter. Am Freitag meldete sich erneut ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut zu Wort und wies die Kritik der Privatsender mit scharfen Worten zurück. Die Vorwürfe seien eine Mischung aus Fehlinformationen und Mutmaßungen und basiere auf Rechenfehlern, Halbwahrheiten und deren Interpretationen.
Besonders der unter anderem von Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik der Mediengruppe RTL Deutschland vorgebrachte Vorwurf, der einzige Unterschied zum Programm eines kommerziellen Veranstalters sei, dass ZDFneo keine Nachrichten zeige, sei ärgerlich und scheinheilig, so Bellut. "Es waren gerade die Privatsender, die von der Politik gefordert hatten, ZDFneo dürfe kein Vollprogramm werden und deshalb unter anderem keine Nachrichten senden." Gleiches gelte für Sportsendung. Daher sei ZDFneo eng auf einen Spartenkanal eingegrenzt worden. "Dass sie uns genau das jetzt zum Vorwurf machen wollen, ist einigermaßen überraschend", so Bellut.
Zudem betonte Bellut, dass der Anteil hochwertiger Dokumentationen und Reportagen bei ZDFneo weiterhin über 50 Prozent betragen werde. "Wir platzieren unsere Top-Doku-Reihe 'Terra X', die international in der höchsten Qualitätsliga spielt, von Montag bis Donnerstag um 20.15 Uhr. Besser kann man Premiumfernsehen nicht inszenieren", so der ZDF-Programmdirektor. Bei der Behauptung, Sendungen von ZDFneo seien bereits in privaten Programmen zu sehen gewesen, unterschlage der VPRT zudem den Hinweis, dass er sich hier nur auf "ein paar Programm-Rosinen im teuren Pay TV beziehe". Bellut: "Im frei empfangbaren Fernsehen haben die Privatkollegen die Finger von der preisgekrönten amerikanischen Serie '30 Rock' oder von den intelligenten Serien der öffentlich-rechtlichen BBC gelassen."
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Unter dem Strich, so ist Bellut überzeugt, würden die Privatsender ein Zerrbild des neuen Senders entwerfen, weil sie "ernstzunehmenden Wettbewerb um jüngere Zuschauer fürchten". Gleichzeitig fühle er sich durch die Kritik aber auch nur bestärkt, mit dem neo-Konzept eine "Punktlandung geschafft zu haben". Das Ziel, ein Programm für die 25- bis 50-Jährigen zu machen sei schließlich mit den Ländern vereinbart und im Rundfunkstaatsvertrag auch so festgeschrieben worden.