Doris HeinzeAm heutigen Mittwoch-Abend zeigt das Erste den Film "Die Freundin meiner Tochter", der aus der Feder der geschassten NDR-Filmchefin Doris Heinze (Bild) stammt. Der Film sorgte in den vergangenen Woche für Schlagzeilen. Das allerdings zunächst nicht wegen seines Inhalts, sondern weil Heinze das Buch unter ihrem Pseudonym Marie Funder beim NDR eingereicht hat und dadurch mehr Honorar einstreichen konnte, als ihr als Mitarbeiterin des Senders eigentlich zugestanden hätte.

Nun meldet sich in der "Süddeutschen Zeitung" der Schriftsteller Joseph von Westphalen zu Wort und wirft einen Blick auf die Geschichte des Films. In "Die Freundin der Tochter" geht es um eine Frau, die herausfindet, dass ihr Mann sie nach 25 Jahren Ehe betrügt. Die Geliebte ist ausgerechnet eine Freundin der gemeinsamen Tochter. Beim Kampf um ihren Mann freundet sich die Mutter mit der Rivalin an.
 

 
Einen Stoff, der gewisse Ähnlichkeiten mit der Handlung des ARD-Films aufweist, hat von Westphalen bereits im Mitte der 90er Jahre für die Neue deutsche Filmgesellschaft (ndf) entwickelt. "Meine betrogene Ehefrau befreundet sich mit der Geliebten ihres Mannes. Das irritiert diesen maßlos. Vor allem entschärft das die Geliebte und die Liebschaft. Das ist die raffinierteste und klügste Art, sich an einem untreuen Mann zu rächen - und außerdem mal was Neues", schreibt von Westphalen über seinen Stoff.

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Während der Suche nach Realisierungspartnern habe es auch ein Treffen mit Heinze gegeben, schreibt Westphalen in der "SZ". "Sie kommentierte das Drehbuch amüsiert, wir unterhielten uns bestens, rissen Witze über die Figuren. Sie machte ein paar Verbesserungsvorschläge, die mir einleuchteten", erinnert sich der Autor an das Treffen.

Allerdings wurde der Film nie realisiert, da von Westphalen das Buch nicht dahingehend ändern wollte, dass der untreue Gatte am Ende geläutert aus der Geschichte hervorgeht. "Das aber wäre keine intelligente Komödie mehr, das wäre Dutzendware", kommentiert der Schriftsteller. Doch die Idee stand offenbar nach wie vor im Raum. Von Westphalen verarbeitete den Stoff zu seinem Roman "Liebessalat".

Was "Die Freundin der Tochter" betrifft, so äußert er sich höchst galant: "Der streckenweise bitterernste Film hat mit dem heiteren alten Drehbuch so gut wie nichts mehr zu tun. Nur die Grundidee ist die gleiche: die betrogene Ehefrau, die mal nicht tobt, sondern die Geliebte des Mannes zu ihrer Freundin macht." Rhetorisch fragt von Westphalen, ob sich Heinze beim Schreiben des Films an sein Buch erinnert hat. "Eher nicht", lautet seine Antwort. "Warum sollte sie nicht von selbst auf diese doch eigentlich naheliegende weibliche List gekommen sein?", fügt er verschmitzt hinzu.