"Die Angebote der ARD waren fair und gut, ums Geld ging es definitiv nicht. Gegen den, der das behauptet, würde ich sogar gerichtlich vorgehen", betont Pilawa im Gespräch mit "SZ"-Redakteur Christopher Keil gleich zu Beginn sehr deutlich. Auch habe er der ARD Anfang Juli sogar noch einmal die Gelegenheit gegeben, ein neues Angebot vorzulegen. Pilawa hätte "Verstehen Sie Spaß?" übernehmen können, doch er wollte nicht. Seine Begründung: "Samstage und Sonntage habe ich mir immer für die Familie frei gehalten."
Dass Entscheidungen bei neun Landesrundfunkanstalten bekanntlich länger dauern, will Pilawa der ARD nicht als Nachteil ankreiden und formuliert es sympathischer: "Dafür kann die ARD nichts, das ist ihr Charakter", sagt er der "Süddeutschen Zeitung". Es klingt als sei das auch kein Grund für seinen Wechsel gewesen. Viel mehr habe er vor der Überlegung gestanden, weitere Jahre für die ARD zu arbeiten und dann irgendwann mit 50 "in die Annalen der deutschen Fernsehgeschichte endgültig als der Quiz-Onkel eingehen." Oder aber er traue sich, noch einmal etwas anderes zu machen.
"Und da hat mir das ZDF etwas angeboten, das mir die ARD überhaupt nicht anbieten konnte: eine Sendung zu entwickeln, die am späten Abend läuft und anders gestaltet ist als jede Quiz-Sendung. Das ist der Grund, einfach eine neue Herausforderung", so Jörg Pilawa. Wie die Show allerding aussehen wird, weiß weder Pilawa noch das ZDF. "Ich habe zum Glück über ein Jahr Zeit, das zu entwickeln", so Pilawa, der aber nicht daran glaubt, dass es ein Schreibtisch mit vier Stühlen davor geben werde. Mit anderen Worten: Es soll keine Kopie von Kerners erfolgreicher ZDF-Talkshow werden.
"Inhaltlich werde ich sicher etwas anderes machen. Und ich kann damit auch scheitern, das Risiko ist auch ein Reiz", erklärt er und schließt dann aber aus, dass es eine LateNight-Show nach amerikanischem Vorbild werden könnte. Keine StandUp-Comedy also. Pilawa begründet es mit den Worten: "Nein, das wäre auch auf dem Sendeplatz, vermutlich Dienstagabend, für die Zielgruppe das falsche Format." Dass das ZDF gerade am Dienstagabend mit "Neues aus der Anstalt" und der "Heute Show" auf Comedy setzt, scheint ihm da kurzzeitig entgangen zu sein.
Auf lockeren Promi-Talk hat Pilawa allerdings auch keine Lust und glaubt nicht an den Erfolg: "Die Zeit der reinen Talkrunde, in der wieder ein Prominenter oder Semi-Prominenter mit seiner Biographie, seinem neuen Film, seinem neuen Theaterprogramm sitzt, ist vorbei." Weder Comedy, noch Promis, noch Ratgeber a la Kerner oder Lanz: Dafür, dass Pilawa selbst sagt, dass es im Fernsehen nichts Neues mehr gebe, nimmt er sich selbst jedoch Wagemutiges vor. Und produzieren will Pilawa weiterhin selbst: "Das ist Teil der Vereinbarung".
Ob das allerdings mit seiner jetzigen Produktionsfirma White Balance passieren werde, hänge von der Flexibilität der MME Moviement AG ab, an die Pilawa seine Produktionsfirma 2005 verkauft hat. "Sollte das nicht zusammengehen, habe ich die Möglichkeit, mit diesen Mitarbeitern unter einem anderen Firmennamen zu arbeiten", so der Moderator und Produzent im "SZ"-Interview, der sich selbst vor der Kamera weiterhin eher bei der Unterhaltung sieht. "Wenn ich den Wahlkampf sehe, die Listen, die geführt werden, wer von welcher Partei wie oft eingeladen wurde und wie viel Redezeit hatte, dann sage ich mir: In diese Mühle möchte ich nicht geraten, da gehe ich lieber als Zirkuspferd durch die Manege und unterhalte die Leute."