Logo: DuMont SchaubergKaum hat die Redaktion der "Berliner Zeitung" Finanzinvestor David Montgomery vertrieben, da sieht man Qualität und Unabhängigkeit des Blattes schon vom nächsten Eigentümer bedroht. Nachdem der DuMont-Verlag zuletzt Pläne öffentlich gemacht hatte, dass verschiedene Ressorts bei "Berliner Zeitung", "Frankfurter Rundschau", "Kölner Stadtanzeiger" und "Mitteldeutscher Zeitung" zusammengelegt bzw. ausgelagert werden sollen, wendet sich die Redaktionsversammlung des Hauptstadtblattes in einen Offenen Brief an die Verlagsleitung.

Das Vertrauen in die Zusage, die "Berliner Zeitung" weiterzuentwickeln und die Redaktion an diesem Prozess teilhaben zulassen, sei inzwischen erschüttert. Die Pläne würden dem Redaktionsstatut widersprechen, in dem festgelegt sei, dass die "Berliner Zeitung" eine "Autorenzeitung mit Vollredaktion" bleiben werde. "Wir haben uns nicht drei Jahre den Zumutungen David Montgomerys und seines Statthalters Josef Depenbrock widersetzt, um nun ähnliche Pläne erneut vorgesetzt zu bekommen", schreiben die Redakteure weiter.

Dabei verschließe man sich aber nicht grundsätzlich Kooperationen innerhalb der Verlagsgruppe. "Dass wir trotz vieler ungelöster Probleme den Austausch von Texten, Grafiken etc. ('Syndication') zugelassen haben, zeigt unseren Willen, neuen Erfordernissen Rechung zu tragen", heißt es in dem Offenen Brief. Man habe damit die Hand gereicht, wolle sich aber nicht den ganzen Arm nehmen lassen. Als Reaktion auf die Pläne zur Auslagerung von Ressorts habe man daher beschlossen, die Syndication zunächst auszusetzen.

Ohnehin würden die bisherigen Erfahrungen belegen, dass die unterschiedlichen Blätter unterschiedliche Erwartungen an Texte und Grafiken hätten. Dies Zeige die Grenzen einer Kooperation auf. "Journalistischer Einheitsbrei führt zum Verlust publizistischer Vielfalt und zum Mittelmaß. Daran kann ein Verlag, dessen Ziel der langfristige Erfolg ist, kein Interesse haben", beschließen die Redakteure ihr Schreiben.

Am Nachmittag hatte sich bereits der DJV gegen die Pläne von M. DuMont Schauberg ausgesrprochen. "Die geplante Zusammenlegung von Ressorts und der Austausch von Artikeln bei Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau und anderen Zeitungen des Verlags gefährden Medienvielfalt und redaktionelle Arbeitsplätze", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Einheitliche Berichte und Artikel in verschiedenen Tageszeitungen ließen sowohl regionale Besonderheiten als auch unterschiedliche Leserzielgruppen unbeachtet.