Günther Jauch"Ich habe mal gesagt, zum Bednarz von RTL möchte ich nicht werden. Jetzt habe ich mal nachgeschaut: Ich mache "Stern TV" im 20. Jahr. Ich bin der Bednarz von RTL - nur ohne Pullover." In einem Interview mit dem "Zeit-Magazin" zieht Günther Jauch eine Art Bilanz seines Fernseh-Schaffens - und spricht auch offen darüber künftig etwas kürzer treten zu wollen.

Er sei neugierig darauf, mal ein halbes oder ganzes Jahr auszusteigen. "Ich habe keine Ahnung, wie das ist. Aber eines weiß ich: Es wird weniger werden mit mir im Fernsehen". Die Sendungen an sich würden ihm allerdings weiterhin Spaß machen, das "Drumherum" allerdings weniger. Besonders seine Rolle als Produzent" sei in den letzten Jahren zunehmend mühsam geworden, so Jauch.

Besonders die Fixierung der Sender auf finanzielle Fragen bemängelt Jauch. Längst sei die Einschaltquote nicht mehr das wichtigste, die entscheidende Frage sei längst, wie viel Geld pro Stunde übrig bleibe. Selbst an erfolgreichen Shows mit guten Quoten werde nicht mehr automatisch festgehalten. "Dann heißt es schon mal: Wir würden das gerne fortsetzen, aber geht's nicht für die Hälfte der Kosten?" Konkrete Pläne für einen Rückzug gibt es aber nicht. "Meine Frau sagt immer: Finde den richtigen Moment, um Abschied zu nehmen. Aber was ist der richtige Moment?"

Dass er einst nach zahlreichen Querschüssen aus diversen Gremien doch nicht zur ARD wechselte und den sonntäglichen Polittalk übernahm, sieht er inzwischen gelassen. "Ich sitze am Wochenende oft herum und denke, och, jetzt müsste ich "Spiegel", "Zeit", "Focus", "FAS" durchackern, mich auf das Thema vorbereiten. Ist doch ganz angenehm, dass es nicht so ist." Allerdings glaubt er auch weiterhin, dass man in den Polittalks vieles besser machen könnte. "Ich sitze oft vor dem Fernseher und denke: So, jetzt hat sie oder er den Politiker! Der Ball liegt vor dem leeren Tor, man muss ihn nur noch reinschieben. Aber was passiert? Die Kollegen stoppen den Ball und laufen mit ihm in eine andere Richtung."