SWR-Intendant Peter Boudgoust hat bei der Sitzung des Runfunkrates einen "entscheidenden strategischen Umbau" seines Hauses angekündigt. So habe man analysiert, welche Zielgruppe der SWR gegenwärtig erreicht und dabei insbesondere im Fernsehbereich Handlungsbedarf entdeckt: Dort sei der SWR zwar stark bei älteren Zuschauergruppen, bekomme aber beim jüngeren Publikum die starke Konkurrenz der Privatsender zu spüren.
Boudgoust: "Wir müssen unseren Erfolg an der Zahl der Menschen messen, die unsere Programm-Angebote nutzen und schätzen. Es genügt nicht mehr, Programme für traditionsverwurzelte Milieus zu machen. Der SWR muss vor allem im Fernsehen stärker die Mitte der Gesellschaft erreichen. Außerdem müssen wir zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um jungen Menschen Programmangebote zu machen, die ihrem Lebensgefühl entsprechen." Das Ziel sei "Qualität für alle" - und eben nicht allein für die Älteren. "Unsere Programme müssen jünger und innovativer werden, und gleichzeitig wollen wir unsere Stärken stärken, also unsere starken Marken ausbauen und weiterhin auf regionale Berichterstattung setzen", so der SWR-Intendant, der derzeit auch Vorsitzender der ARD ist.
Die Geschäftsleitung des SWR hat dafür drei Projekte aufgelegt. Das erste Projekt soll dafür sorgen, dass das SWR-Fernsehen stärker "die moderne Mitte" der Gesellschaft erreiche. Boudgoust nennt hier auch konkrete Ziele: Der Anteil der "Bürgerlichen Mitte" an den Zuschauern des SWR-Fernsehens solle jährlich um 10 Prozent steigen. Ein zweites Projekt hat zum Ziel, auch den "Digital Natives" im Alter zwischen 14 und 29 Jahren Programmangebote zu machen. Das dritte Projekt heißt "Nachrichten für alle" und zielt auf eine multimediale aktuelle Berichterstattung. Jedes der drei Projekte wird von zwei Direktoren betreut.
Angesichts der sich auch für den SWR verschlechternden Situation bedeute das aber auch, dass man "an anderer Stelle zurückstecken und einsparen" müsse. "Wir werden weniger Programm-Mittel in traditionelle Milieus investieren, werden nicht etwas nur deshalb anbieten, weil alle anderen es auch machen. Deshalb werden wir andere Sendungen, Engagements und Projekte bewusst auslaufen lassen müssen." Konkrete Angaben, welche Formate betroffen sein könnten, machte Boudgoust auch nicht. Dass er mit seinem Vorhaben aber nicht nur auf Gegenliebe stoßen wird, ist auch Boudgoust bewusst: "Das wird uns in manchen Fällen auch wehtun, und wir werden Entscheidungen treffen, für die wir in der Öffentlichkeit nicht immer nur Lob ernten werden - aber zu diesem Weg der Zukunftssicherung gibt es keine Alternative."