Grafik: DWDL.deDer Start der Satellitenplattform HD+, den Astra für den Spätherbst dieses Jahres angekündigt hat, ruft Erinnerungen an das mittlerweile so gut wie vom Markt verschwundene Satellitenprojekt Entavio wach, mit dem die deutschen Free-TV-Sender vor rund drei Jahren die Grundverschlüsselung auf dem Satelliten etablieren wollten. Das Bundeskartellamt jedoch machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung und Entavio wurde ein reines Pay-TV-Projekt.

Nun soll mit HD+ eine Plattform geschaffen werden, auf der die Sender ihre - noch nicht etablierten - HD-Kanäle künftig aufsetzen können. Hierin liegt der bedeutende Unterschied zu Entavio, wie Astra und RTL betonen. "Die Konzeptionen sind völlig unterschiedlich. HD+ ist ein neues, zusätzliches Angebot, und eröffnet einen neuen Markt, HD+ bietet einen Mehrwert, den man nutzen kann, aber nicht muss", so RTL-Sprecherin Bettina Klauser gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. Das bisher verfügbare digitale Satellitenangebot bleibe wie gehabt unverschlüsselt und frei empfangbar.
 

 

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Damals bemängelten die Wettbewerbswächter unzulässige Marktabsprachen, als ProSiebenSat.1 und RTL gemeinschaftlich ihre Free-TV-Programme über Entavio auf dem digitalen Satelliten nur noch verschlüsselt übertragen wollen. Noch allerdings ist die Kartellfrage bei HD+ nicht akut. Einzig RTL steht als Kunde der Plattform bereits fest. Bei ProSiebenSat.1 bestätigt man für die künftige HD-Verbreitung lediglich Gespräche mit verschiedenen Anbietern.

Das Bundeskartellamt bestätigte darüber hinaus auf DWDL.de-Nachfrage Gespräche mit der Astra-Tochter HD+. Zu den konkreten Inhalten der Gespräche will man jedoch keine Stellung nehmen. Doch bei HD+ ist man zuversichtlich, dass es keine Schwierigkeiten in dieser Richtung geben werde. Ähnlich sieht es RTL. "Wir gehen davon aus, dass HD+ kartellrechtlich unbedenklich ist und haben das Bundeskartellamt über den Start informiert", sagte RTL-Sprecherin Klauser.

Auch wenn sich an bestehenden Angeboten vorerst nichts ändern wird, so bringt der breite Marktstart von privaten HD-Programmen in Deutschland hier auch die Grundverschüsselung - und damit weitere Kosten - mit sich. Wie hoch die monatliche Gebühr für die Nutzung des HD+-Angebots ausfallen wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Während der Diskussion um die Entavio-Plattform war von einer monatlichen Gebühr in Höhe von 3,50 Euro pro Monat die Rede, die pro Smartcard fällig werden sollte.

Die Grundverschlüsselung für die digitalen Programme im SD-Standard hingegen scheint vorerst vom Tisch. Mit der breiten Einführung von HD-Programmen werden nun seitens der Sender neue Modalitäten etabliert. Die Grundverschlüsselung kommt als Teil der HD-Strategie, bei der auch die Rechteinhaber der jeweiligen Programme auf einer geograhpischen Begrenzung ihrer Inhalte und zum Teil auf einem Kopierschutz bestehen. Den Sendern gewährleistet die Verschlüsselung zunächst eine bessere Kontrolle über die Verbreitung ihrer Inhalte und eine Adressierbarkeit ihrer Zuschauer, die zum Beispiel weitere - über das reguläre Programm hinausgehende - Services ermöglicht.

Derzeit unklar ist nach wie vor, ob frei empfangbares Fernsehen für alle Zeiten frei empfangbar bleiben wird. Schließlich ist im Zuge der technischen Entwicklung langfristig auch ein Ende für die SD-Verbreitung absehbar. Die Diskussion dürfte auch in diesem Fall nicht ohne großen Aufschrei vonstatten gehen - auch wenn die Kabelkunden - versteckt in ihrer Grundgebühr - ohnehin schon seit Langem für die Entschlüsselung des Signals zahlen.

Neu belebt wird mit der Einführung neuer HD-Kanäle auch die Debatte um den Kopierschutz, der ein Aufnehmen der digitalen Inhalte verhindern kann, so es vom Sender oder Rechteinhaber gewünscht wird. Für Sender sei es insbesondere bei den hochwertigen Inhalten wichtig, die technischen Möglichkeiten des Kopierschutzes zu haben. Eine Nutzung sei sicherlich von den einzelnen Inhalten abhängig, heißt es bei RTL. "Es ist nicht unser Ziel, private Aufzeichnungen zu verhindern, höchstens die Umgehung der Werbung, mit der wir unsere Inhalte finanzieren", so Klauser.