Grafik: DWDL; Logo: ProSiebenAm Wochenende schockierte ProSieben seine Zuschauer am Ende einiger Werbeblöcke mit verschiedenen als Nachrichtensendung getarnten Programmhinweisen auf eine neue Mystery-Serie. Michael Marx, Nachrichten-Anchor des Senders, berichtete in Form einer Breaking-News-Ausgabe der Prosieben-Sendung "Newstime" von verstörenden Ereignissen in den USA. Im Anschluss an die gefakten Nachrichtensendungen waren kurz der Titel und das Sendedatum der Serie zu sehen. Für den unbedarften Zuschauer ließ sich der Zusammenhang zwischen gefakter Nachricht und der Fiction-Serie nur schwer herstellen, wie zahlreiche Diskussionen im Internet und eine Flut von Leserbriefen, die das Medienmagazin DWDL.de erreichte, belegen.

Neben der Diskussion über die Grenzen des guten Geschmacks und die Seriösität der ProSieben-Nachrichten wird diese fragwürdige Kampagne nun möglicherweise auch ein handfestes Nachspiel für den Sender haben. So wird die Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten (KJM) ein Prüfverfahren gegen den Sender einleiten. Das teilte die KJM am Montag auf DWDL.de-Nachfrage mit.
 

 

Mehr zum Thema:

Geprüft wird insbesondere, ob die Fake-News, die auch im Umfeld der "Simpsons" am Vorabend vor 20 Uhr zu sehen waren, unter Umständen Kinder beeinträchtigt haben könnten. "Aus Studien wissen wir, dass ein Programminhalt für Kinder um so schwerer zu verarbeiten ist, je realitätsnäher die jeweilige Darstellung ist", sagte Verena Weigand, Leiterin der KJM-Stabsstelle im Gespräch. "Je fiktionaler ein Programm ist, um so leichter fällt dagegen die Distanzierung vom Inhalt", so Weigand weiter.

Empört über die Kampagne des Senders zeigte sich auch der Deutsche Journalisten Verband (DJV). Dort sieht man in den gefakten Nachrichtensendungen eine deutliche Grenzüberschreitung. "Hier wird ein Nachrichtenformat für werbliche Zwecke missbraucht", sagte DJV-Sprecher Hendrik Zörner im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Damit schadet sich ProSieben letztlich selbst. Denn wenn die Zuschauer merken, dass sie die Nachrichten des Senders zunächst auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen müssen, wenden sie sich anderen Anbietern zu", so Zörner.