In einem Offenen Brief demonstrierte danach fast die gesamte Führungsriege des ZDF-Informationsbereichs Solidarität mit Brender und warnte vor einer "gefährlichen Einmischung der politischen Parteien in die Souveränität" des ZDF. Würde der Verwaltungsrat dem Vorschlag Schächters für eine Vertragsverlängerung Brenders nicht nachkommen, sei dies "ein schwerwiegender Eingriff in die Rundfunkfreiheit". Mit dem Brief wolle man "ein Zeichen gegen politischen Druck auf den Intendanten setzen".
In einem Interview mit der "FAZ" meldet sich nun einer der Angegriffenen zu Wort: Der hessische Ministerpräsident Roland Koch wies den Vorwurf, es handle sich um parteipolitische Machtspiele, weit von sich. Vielmehr sei es schließlich die Aufgabe des Verwaltungsrates, vor einer Vertragsverlängerung die Entwicklung in den Arbeitsbereichen zu prüfen. Und Brenders Bilanz sieht in den Augen Kochs da alles andere als gut aus.
Besonders bemerkenswert: Während man den Öffentlich-Rechtlichen sonst gerne vorwirft, zu sehr auf Quoten und zu wenig auf Qualität zu achten, argumentiert Koch nun ausdrücklich mit sinkenden Quoten. So habe "heute" seit 2002 ein Viertel seiner Zuschauer verloren und sei sogar von "RTL aktuell" überholt worden. "Das hätte sich vor fünf Jahren sicher kein Mitarbeiter des ZDF vorstellen können", so Koch. Auch "Auslandsjournal", "Länderspiegel" und "heute-journal" hätten einen Zuschauerrückgang zu verzeichnen. Dass etwa das "heute-journal" in den letzten Jahren auch etliche Preise und viel Renommee gewonnen hat, scheint für Koch keine größere Rolle zu spielen. Er sieht es als "Pflicht des Verwaltungsrates, solche Negativentwicklungen zu erörtern".
Den Offenen Brief, den die Haupt- und Abteilungsleiter und diverse Moderatoren wie Maybrit Illner, Claus Kleber und Marietta Slomka unterschrieben haben, kritisiert Koch. "Ich glaube, keiner der Beteiligten hat sich durch diesen Brief einen Gefallen getan." Die öffentliche Diskussion würde dem Image des ZDF schaden. Zudem hätten sich viele der Unterzeichner gedrängt gefühlt, äußere Solidarität zu zeigen, obwohl es intern in den letzten Jahren "eine sehr viel offenere Diskussion über Führungs- und Strategiefragen im Informationsbereich des ZDF gegeben" habe. Als Beispiel nannte er die Kritik der Auslandskorrespondenten.
Während Koch und Co. vorgeworfen wird, politischen Druck auf den Intendanten auszuüben, dreht dieser den Spieß kurzerhand um: Koch beklagt nun, dass derzeit "auf den Verwaltungsrat in einer Weise öffentlich Druck ausgeübt wird, dass der zu einem nüchternen Abwägen der unterschiedlichen Argumente vermeintlich gar nicht mehr in der Lage ist, weil behauptet wird, wenn man nicht beim Status quo bleibt, sei es eine Politisierung und Partei-Politisierung des ZDF. Das ist sie nicht." Klar ist aber auch: Brender, der ein Garant für die Zurückweisung von Einmischungsversuchen der Politik auf das Programm des ZDF war, ist ebendiesen Politikern auch deshalb ein Dorn im Auge. Daran ändert sich auch nichts, wenn diese noch andere Argumente oder Schein-Argumente gegen Brender finden.