In schöner Regelmäßigkeit erregt Oliver Pocher mit seinen Auftritten im Ersten den Unmut diverser Rundfunkräte. Jüngstes Beispiel: Pochers Parodie von Tom Cruise als Hitler-Attentäter Stauffenberg, die SWR-Rundfunkrätin Wieland zu äußerungen wie "unsagbar pietätlos" und "ehrabschneidend" bewegte. Ihr Kollege Volker Stich sagte der DPA: "Die überwiegende Mehrheit von uns, bestimmt 80 bis 90 Prozent, ist der Meinung, dass Herr Pocher der ARD nicht gut tut." Mit der Sendung sei man "absolut unzufrieden".
Nachdem Programmdirektor Volker Herres am Wochenende Oliver Pocher bereits in Schutz genommen hatte, meldete sich nun auch der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Peter Boudgoust in einem Interview mit der "Berliner Zeitung" zu dem Thema zu Wort. Ein klares Bekenntnis zu Pocher, mit dem ARD noch in Verhandlungen über eine Fortführung der Zusammenarbeit nach dem Ende von "Schmidt & Pocher" steht, ließ er dabei aber vermissen.
Auf die Frage, ob er die Parodie für gelungen halte, antwortete Boudgoust nur ausweichend "Satire ist immer Geschmackssache", schickte aber hinterher, dass es seiner Ansicht nach nicht um eine Verunglimpfung Stauffenbergs, sondern um eine Behandlung des Medienhypes um Tom Cruise gegangen sei. Auch die Frage, ob Oliver Pocher der ARD gut tue, beantwortet Boudgoust nicht direkt. "Natürlich spaltet er", so der ARD-Vorsitzende. Satire sei immer eine Gratwanderung. Grundsätzlich müsse es aber das Ziel eines Vollprogramms sein, möglichst vielen Menschen etwas zu bieten, solange es sich grundsätzlich nicht unter einem gewissen Niveau bewege.
Ebenso ausweichend seine Antwort auf die Frage, wie er das Experiment "Schmidt & Pocher" bewerte, nachdem es ja nicht sehr lange funktioniert habe. Ein inhaltlicher Kommentar kommt auch hier von Boudgoust nicht, nur der Hinweis: "Es war immer auf Zeit angelegt". Die Frage, ob man Pocher um jeden Preis halten wolle, oder ihn zu RTL ziehen lassen, konterte Boudgoust mit dem Hinweis, die ARD äußere sich nicht zu Vertragsverhandlungen.
Öffentliche Kritik an Oliver Pocher, wie Boudgoust sie in seiner Funktion als SWR-Intendant im Fall des Nazometers äußerte, kam von ihm diesmal nicht. Doch ein klares Bekenntnis zu einem Moderator, mit dem man derzeit in Vertragsverhandlungen steht und den man unbedingt halten will, sieht eben auch anders aus.