ZeitungszeugenDas bayerische Finanzministerium will per Strafantrag und mit zivilrechtlichen Mitteln gegen den Verlag Albertas vorgehen, der das historische Zeitungs-Projekt "Zeitungszeugen" veröffentlicht. Das berichtet "Spiegel Online". Die "Zeitungszeugen" bestehen aus Nachdrucken deutscher Zeitungen aus der Zeit des Nationalsozialismus', die zusammen mit einem Dossier zur historischen Einordnung der einzelnen Zeitungen ausgeliefert werden. Den ersten beiden Ausgaben war zudem der Nachdruck eines politischen  Plakats beigelegt.

Unter den Titeln, die in den "Zeitungszeugen" nachgedruckt werden, befinden sich neben oppositionellen Blättern wie "Vorwärts" oder "Der Kämpfer" auch die Nazi-Zeitungen "Völkischer Beobachter" und "Der Angriff". In der aktuellen Ausgabe der Zeitung ist ein Nazi-Plakat zum Reichstagsbrand im Jahr 1933 zu finden. Diese Verbreitung nationalsozialistischer Hetzschriften ist dem Freistaat Bayern, bei dem die Nachdruckrechte für die Nazi-Titel liegen, ein Dorn im Auge.
 

 

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In den Nachdrucken sieht das bayerische Finanzministerium, das die Rechte für die Nachdrucke verwaltet, die Gefahr eines Missbrauchs durch die rechte Szene. Für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung, gegen die seitens des Landes nichts einzuwenden sei, sei jedoch "erforderlich, dass die Verantwortlichen vorab mit dem Freistaat Bayern als Rechteinhaber Kontakt aufnehmen und die Rahmenbedingungen abklären".

Dem Bericht zu Folge ist die Kontaktaufnahme durch die Redaktion der "Zeitungszeugen" nicht erfolgt, da man bereits mit einem Verbot gerechnet habe, die rechtliche Auffassung des Ministerium allerdings nicht teile.

Wie "Spiegel Online" weiter berichtet, habe der Wissenschaftliche Beirat der "Zeitungszeugen", der sich aus renommierten Geschichtswissenschaftlern zusammensetzt, ein Memorandum veröffentlicht, in dem Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer aufgefordert wird, das Verbot zu überdenken. Die Sorge vor einem Missbrauch teilt der Beirat nicht. Das Projekt Zeitungszeugen erscheint zu jeweiligen regionalen historischen Themen bereits in acht weiteren Ländern.