Logo: Senator EntertainmentEs geht um einen Verzicht auf Verbindlichkeiten in Höhe von rund 17 Mio. Euro. Bedingung für diese Lösung sei, dass Vorstands-Vorsitzender Helge Sasse das Unternehmen mit neuem Geld fortführe. Was auch heißen könnte, dass er, wie in der "Welt" angekündigt, einen neuen Partner finden muss. Eine Entscheidung soll am Montag fallen. Eine Unternehmenssprecherin zeigte sich Anfang der Woche optimistisch, dass die Rettung gelingen werde.

Der Jurist Sasse, Mitbegründer von Viva und der Produktionsfirma Me, Myself & Eye Produktion, hatte am 25. November 2005 mit seinem Partner Marco Weber und der gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft HSW GmbH 50,1 Prozent des Aktienkapitals der insolventen Senator AG erworben, die sich in 90er Jahren unter anderem an X Filme Creative Pool (Tom Tykwer u.a.), Til Schweigers Mr. Brown Entertainment und Joseph Vilsmaiers Produktionsfirma beteiligt hatte, zu einem der führenden deutschen Filmproduktions- und Verleihunternehmen aufgestiegen war und sich auch in anderen Medienbereichen engagierte.

Im April 2006 wurde Sasse und Weber vom Aufsichtsrat zum Vorstandsvorsitzenden berufen. Unter ihrer Ägide engagierte sich die Senator Entertainment AG neben dem Kerngeschäft Kino auch in der TV-Produktion, dem Musikgeschäft und dem DVD-Vertrieb. Dazu wurden Tochterfirmen wie die Senator Musik GmbH und die Senator TV GmbH gegründet. Zu letzterer wurde Nikolaus Dick, einst bei Sat.1 und dann bei der Berliner Union Film, geholt.
 


In die erneute Schieflage geriet das Unternehmen durch zahlreiche Leinwand-Flops wie Quentin Tarantinos "Death Proof", Michel Moores "Sikko" oder "Zurück im Sommer" mit Julia Roberts. Nicht nur die Lizenzen dieser Filme seien überteuert gewesen; Senator habe zu oft zu teuer eingekauft, heißt es aus Branchenkreisen.

Im Sommer zog das Unternehmen die Konsequenz aus der falschen Akquisepolitik. Weber verließ Berlin und wechselte in die US-Dependance. Senator kündigte an, sich auf die Produktion deutscher Filme konzentrieren zu wollen. Doch auch mit den deutschen Premieren des Jahres feierte Senator mit Ausnahme von Andreas Dresens "Wolke 9" keine Erfolge.

Mit Wirkung vom 22. September musste Senator die Beteiligung an der Berliner Lizenzhandelsfirma A-Company, die unter anderem die Filme von Til Schweiger erfolgreich auf den osteuropäischen Märkten verkauft, von 25,1 auf 12,6 Prozent reduzieren. Senator war dort erst im Februar diesen Jahres eingestiegen und wollte ursprünglich Mehrheitsgesellschafter werden.    

Trotz der Turbulenzen läuft das Tagesgeschäft im Filmverleih zumindest äußerlich normal weiter. Im Januar soll "Feuerherz" starten, im Februar dann die mit Spannung erwartete Adaption des "Vorlesers", der zuvor auf der Berlinale läuft. Um solch potentiellen Blockbuster erfolgreich zu vermarkten, muss das Marketing-Budget wohl Millionen-Bereich liegen. Helge Sasse hat immer versichert, dass er dieses Herzensprojekt finanziell stemmen kann.