In der am Donnerstag erscheinenden Dezemberausgabe des Politmagazins "Cicero" greift Marcel Reich-Ranicki in einem Interview seine Kollegin Elke Heidenreich an, die sich im Fahrwasser von Reich-Ranickis Pauschalkritik beim Deutschen Fernsehpreis mit ihrem Sender anlegte und letztlich gefeuert wurde. Von Heidenreichs Sendung "Lesen!" hält Reich-Ranicki offenbar nicht viel.
"Die Methode der Elke Heidenreich gefällt zwar vielen Zuschauern, aber ich kann es nicht ertragen, wenn jemand sagt: 'Kauft dieses Buch! Nicht morgen, besser heute noch!'". Diese Reklame für Bücher erscheine ihm "etwas billig". Und er legt nach: "Was wir damals im 'Literarischen Quartett' gemacht haben, fand auf einem anderen intellektuellen Niveau statt als die Heidenreich-Sendung".
Zur Nachfolge Heidenreichs beim ZDF hat Reich-Ranicki noch keine genaue Vorstellung, auch wenn das ZDF angekündigt hatte, seinen Rat einholen zu wollen. "Möglich wäre, dass jemand von der 'Zeit' genommen wird", so Reich-Ranicki. Seine damalige "Literarisches Quartett"-Kollegin Sigrid Löffler werde es aber auf keinen Fall. "Überall, wo sie ist, wird sie ja letztlich rausgeschmissen, weil sie sich mit niemandem einigen kann", so der Literaturkritiker.
Unterdessen erneuerte er auch seine grundsätzliche Kritik am Niveau des deutschen Fernsehens. "Die Intellektuellen werden vom Fernsehen ignoriert, bagatellisiert, vernachlässigt, deshalb ist das Programm so schlecht." Zudem befinde sich auch die Fernsehkritik "auf unterstem Niveau" und werde häufig von Hospitanten und Volontären verfasst. Angesichts dessen kann seiner Meinung nach nur noch die Politik helfen: Angela Merkel, die er als "außerordentlich kluge Politikerin" bezeichnete, habe zwar genug Sorgen, aber "es wäre gut, wenn sie sich auch über das Fernsehen äußern würde".