Vorerst auf Eis gelegt hat man bei Burda die Pläne für zwei weitere Bezahlsender aus dem Hause Focus TV. Bislang konnte das Unternehmen keine Einigung mit den Betreibern entsprechender Plattformen erzielen. "Als normaler Marktteilnehmer müssen wir realistische Businesspläne entwickeln, bei denen auch die Verbreitung eine wichtige Rolle spielt. Unser Eindruck ist jedoch, dass sich die Betreiber derzeit attraktiven Angeboten gegenüber verschließen", sagte Focus TV-Geschäftsführer Matthias Pfeffer dem Medienmagazin DWDL.de.
Ursprünglich hatte Focus TV geplant, noch in diesem Jahr einen neuen Bezahlsender zu den Themen Haus und Garten, sowie ein journalistisches Bezahl-Angebot zum Thema Reisen zu etablieren. Doch die Gründerzeitstimmung in der Pay-Branche scheint für Pfeffer vorerst vorbei. "Im Augenblick ist es schwierig, ein neues Angebot zu starten, zumal die Plattform-Betreiber mehr und mehr den Bottleneck bilden, durch den man als Programmanbieter nur schwer hindurchkommt", so Pfeffer.
Wenig nachvollziehbar erscheint Pfeffer die Zusammenstellung der Programmpakete der großen Kabelnetzbetreiber, wie zum Bespiel der KDG. In seinen Augen ist nicht bei allen Angeboten der zusätzliche Pay-Value für den Verbraucher erkennbar. Auch die laut Pfeffer in Teilen nur scheinbare Vielfalt der digitalen Free-TV-Welt könne die Entwicklungschancen von Pay-TV in Deutschland schmälern, so der Focus-TV-Chef.
"Die Vielfalt im digitalen Fernsehen ist nicht so groß wie immer wieder behauptet wird. Bei genauer Betrachtung entpuppt sich ein großer Teil der Programme als Standbildsender, ein anderer als Doppelbelegung öffentlich-rechtlicher Programme mit ihren Regionalfenstern", so Pfeffer im Gespräch mit DWDL.de. „Alle Marktteilnehmer müssen daran interessiert sein, dass die neuen Angebote auch für den Zuschauer erkennbare Qualität und einen Mehrwert liefern. Nur dann hat Pay TV eine Chance und wird digitales Fernsehen auf Dauer ein Erfolg“, so Pfeffer weiter.
Auch Premiere, wo Burda seit drei Jahren mit dem Sender Focus Gesundheit vertreten ist, sei für die neuen Sender ein interessanter Partner. Dort habe man jedoch derzeit im Kernbereich mit Kapazitätsproblemen zu kämpfen, so Pfeffer. Die nicht exklusive Bezahl-Plattform Premiere Star sei dennoch für weitere Kanäle ein attraktiver Partner.
Wenn die neuen Programme auch in diesem Jahr definitiv nicht mehr an den Start gehen werden, so sind die Pläne mit der Marke Focus TV auch im Fernsehen zu expandieren, noch nicht vom Tisch. "Wir sind nach wie vor sehr stark am Thema Pay-TV interessiert und erkunden weitere Wege, um unser Vorhaben umzusetzen", sagte Pfeffer. Spätestens bei einer ersten Marktbereinigung im noch jungen Segment der kleineren Bezahlanbieter hofft er, zum Zuge zu kommen.