Mit einer Gewinnwarnung bereitete ProSiebenSat.1 schon im September seine Aktionäre auf schlechte Zahlen für das restliche Jahr vor. Doch es könnte noch schlimmer kommen: Selbst diese nach unten revidierten Zahlen will ProSiebenSat.1 inzwischen nicht mehr bestätigen. Weil sich die Lage auf dem deutschen Werbemarkt noch einmal eingetrübt habe und die Auswirkungen der Finanzkrise international noch nicht absehbar seien, könne man derzeit überhaupt keine zuverlässige Prognose für dieses und das kommende Jahr stellen.
Bleibt also nur der Blick auf das zurückliegende Geschäft - und da sieht es nicht gerade rosig aus. Im dritten Quartal musste ProSiebenSat.1 einen Umsatzrückgang um 3,3 Prozent auf nunmehr 646,5 Millionen Euro verkraften. Die Probleme liegen hier vor allem im eigentlichen Kerngeschäft von ProSiebenSat.1, dem deutschen Free-TV-Markt.
Dabei konnte ProSiebenSat.1 in den vergangenen Monaten - trotz des massiven Sparkurses - im Zuschauermarkt sogar Boden gut machen und seinen Marktanteil steigern. Diese Entwicklung habe sich auf dem Werbemarkt bislang aber nicht kapitalisieren lassen, wie ProSiebenSat.1-Chef de Posch anlässlich der Vorstellung der Zahlen sagte. Die Folge: Im deutschen Free-TV ging der Umsatz um satte 9,0 Prozent auf nur noch 344,2 Millionen Euro zurück. Das konnte durch einen deutlichen Anstieg um 10,9 Prozent im Ausland nur zum Teil wieder wettgemacht werden. Dazu kommt noch, dass auch im Diversifikations-Segment der Umsatz um 3,7 Prozent rückläufig war. Der Gewinn brach sogar um 35,4 Prozent ein (recurring Ebitda). Schuld ist vor allem 9Live, dessen goldene Zeiten vor allem in Deutschland offenbar vorbei sind.
Auf der Ausgabenseite machte sich der strikte Sparkurs deutlich bemerkbar. Um die Einmalaufwendungen bereinigt - im 3. Quartal des vergangenen Jahres wurde unter anderem die Kartellstrafe verbucht - sanken die Gesamtkosten um immerhin 25,1 Millionen auf 580,8 Millionen Euro. Doch auch das konnte nicht verhindern, dass ProSiebenSat.1 unter dem Strich einen Verlust von 10,7 Millionen Euro im dritten Quartal einfuhr, was unter anderem auch auf die hohen Zinszahlungen die angesichts der hohen Schulden durch die SBS-Übernahme anfallen, zurückzuführen ist. Auch das wiederkehrende Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen ging deutlich um 17,4 Prozent auf nur 103,1 Millionen Euro zurück.
Den schwachen Zahlen und dem unsicheren Ausblick begegnet Noch-Chef Guillaume de Posch mit einem altbekannten Rezept: Sparen, Sparen, Sparen. Trotz des "bereits straffen Kostenmanagements" werde man "zusätzliche Einsparpotentiale" suchen. Das Budget für 2009 wird dementsprechend gekürzt. De Posch: "Wie viele andere Marktteilnehmer müssen auch wir unser Haus winterfest machen. Nur durch striktes Kostenmanagement können wir die Zukunft der ProSiebenSat.1 Group sichern. Sobald die Konjunktur wieder anzieht, wird sich diese Konsequenz auszahlen."