Doch dann gibt es eben die verflixten sieben Prozent. Der designierte ARD-Programmdirektor Volker Herres nannte ihn den "PPP", den Problem-Programm-Platz. Am Montagabend war er im Fachjargon der AS&S einfach nur der "U3". Gemeint ist der Sendeplatz 18.50 Uhr im Ersten. Vor genau einem Jahr hatte man alle Hoffnungen in Bruce Darnell gesetzt. Doch sowohl seine Stylingshow als auch die völlig deplatzierte Datingshow "Ich weiß, wer gut für Dich" kamen beim Publikum nicht an. "Das war ein doppelter Kollateralschaden", sagte Dietmar Pretzsch, Direktor Programm-Marketing bei AS&S in Frankfurt. Am Ende sei die Aufregung um "Bruce" nur ein "Sturm im Wasserglas" gewesen.
Noch vor dem Jahreswechsel zeigt man auf besagtem Sendeplatz die dritte Staffel von "Türkisch für Anfänger", einer der besten deutschen Serien der vergangenen zehn Jahre. Und Chef-Werbeverkäufer Esser freut sich nicht nur deshalb auf die Serie: AS&S hat einen Kunden für einen exponierten Einzelspot vor der Serie gewonnen. Die Umsetzungen solcher und anderer Sonderwünsche sollen laut Esser auch im kommenden Jahr ausgebaut werden. Doch was will DasErste künftig zeigen? Vieles davon war bereits bekannt bzw. wurde auch schon vergangene Woche bei der ARD-Medienlese in Köln präsentiert.
Allen voran die neue Vorabend-Serie "Made in Germany" (DWDL.de berichtete). Die Serie wird von der Produktionsfirma Rubicon in den ehemaligen Studios des dubiosen Kanal Telemedial im baden-württembergischen Ludwigsburg produziert. Die Serie bringe, so der Direktor des Programm-Marketing, Dietmar Pretzsch, alles mit, was man brauche. Die Thematik "Mann-Frau" und "Gut-Böse"; sowie die "Kettenreaktion: verliebt, verlobt, verheiratet, getrennt". Und bei "Made in Germany" gehe es, besser könnte die Finanzkrise gar nicht kommen, auch um das Thema Heimat gegen Globalisierung. Denn im Mittelpunkt der Serie steht Billie, die Schweißerin. Als ihr Arbeitgeber in einer Kleinstadt in Süddeutschland von einem Hedgefonds filetiert werden soll, übernimmt sie den Laden kurzerhand selbst.
Bei der Besetzung wolle man auf prominente Namen setzen, die dem Publikum schon bekannt sind. Ein ehrenwertes Ziel. Eher suboptimal ist es dann allerdings, wenn man dem Fachpublikum einen Trailer samt Protagonistin präsentiert und dabei völlig zu erwähnen vergisst, dass es sich dabei nur um eine Platzhalterin und nicht die tatsächliche Besetzung handelt. Denn wer Billie spielen wird, ist noch nicht geklärt. Nur soviel ist klar: Sie wird am Anfang einen Fatsuit tragen, wie auch Alexandra Neldel schon in "Verliebt in Berlin".
Neben der neuen Vorabendhoffnung, von der gleich 200 Folgen mit einem Produktionsvolumen von 25 bis 39 Millionen Euro in Auftrag gegeben wurden, kommt 2009 auch die erste Serie von Regisseur Dominik Graf, die schon vor anderthalb Jahren erstmals angekündigt wurde. Produziert wird die Serie von Marc Conrad. Zu den Filmhighlights des Jahres 2009, dem "Jahr der Event-Movies" wie am Montagabend betont wurde, gehören die bald erst in den Kino startende Verfilmung der "Buddenbrooks", sowie der aktuell im Kino laufende "Baader-Meinhof-Komplex" sowie u.a. auch "Mein Leben - Marcel Reich-Ranicki". Was gibt es sonst noch 2009? Einige der Sporthighlights wurden im Rahmen einer sehr einfachen Power-Point-Präsentation vorgeführt, die abgesehen von Pochers Einlagen zur eher nüchternen Atmosphäre bei der Präsentation passte.So ist es auch weniger dem durchaus überzeugenden Programm, von dem nicht viel zu sehen war, als den Einlagen von Oliver Pocher zu verdanken, dass der Abend eine Leichtigkeit bekam, die für die anschließenden Gespräche nötig war. Die neue Vorabendserie "Made in Germany" kommentierte er etwa trocken mit den Worten: "Warten Sie ab, nach drei Wochen läuft wieder eine Doppelfolge 'Das Quiz'". Bitter böse - aber nötig um das Eis bei der Veranstaltung zu brechen.
Obwohl AS&S seine Sendung nicht einmal vermarkten kann, die Quoten nicht berauschend sind und seine Zukunft in der ARD ohnehin unklar, war Pocher an diesem Abend so wertvoll für die ARD wie nie zuvor. Selbst eine Kollegin der "FAZ" ließ sich zu einem verhältnismäßig begeisterten Kommentar hinreißen. Die Zeiten ändern sich.