
In Ihrem Text spricht Heidenreich Reich-Ranicki ihre Dankbarkeit für seinen Auftritt aus. "Wie jämmerlich die dargebotenen Produkte und Arbeiten in der Mehrzahl waren, wie jämmerlich unser Fernsehen ist, wie arm, wie verblödet, wie kulturlos, wie lächerlich", schreibt Heidenreich und fragt: "Wieso wird eine unterirdische Sendung wie 'Deutschland sucht den Superstar' zur besten Unterhaltungssendung gekürt und gibt den Machern die Möglichkeit, frech zu sagen: Da seht ihr es, ihr intellektuellen Schreiberlinge, man liebt uns, und wir machen weiter?".
"Wir haben uns nur noch geschämt", lässt Heidenreich wissen. Im Publikum der Gala sei sie dennoch geblieben, um Reich-Ranicki zu ehren. Bereits im Laufe des Abends habe sie geahnt, dass der Literatur-Papst sich ähnlich fühlen müsse. "Ich dachte, was für eine Zumutung diese armselige, grottendumme Veranstaltung für ihn sein müsse", so Heidenreich, die - so schreibt sie -, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, beim Aufritt Reich-Ranickis auf die Bühne gegangen wäre, um zu sagen: "Bitte lass Dir das nicht bieten".
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"Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus, schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde. Ich schäme mich, ich entschuldige mich stellvertretend für alle Leidenden an diesen Zuständen, und derer sind auch in diesem verlotterten Sender noch viele, bei Marcel Reich-Ranicki für diesen unwürdigen Abend". Mit den Sendern zu reden, bringe laut Heidenreich nichts. "Sie werden es nicht begreifen".
Seitens des ZDF wollte man sich nicht näher zur Schmäh-Kritik von Elke Heidenreich äußern. Was die Zukunft der Sendung "Lesen!" betrifft, so befinde man sich ohnehin seit längerer Zeit schon in Gesprächen über eine Fortführung der Sendung, heißt es aus Mainz.