Foto: PremiereDer Skandal um über Jahre hinweg frisierte Abonnentenzahlen beim PayTV-Anbieter Premiere wird offenbar neben personellen auch juristische Konsequenzen nach sich ziehen. Dies berichtet zumindest die Wirtschafszeitung "Euro am Sonntag" am Freitagabend vorab aus der neuen Ausgabe. "Die Anwälte werden sich mit den Vorgängen beschäftigen", zitiert Zeitung anonym aus Kreisen des Unternehmens.

Neben dem bereits zurückgetretenen Vorstandschef Michael Börnicke und Ex-Finanzchef Alexander Teschner gerät dabei auch der Aufsichtsrat des PayTV-Anbieters in die Schusslinie. So soll Aufsichtsratschef Rainer Grosskopf seit längerem von den frisierten Zahlen gewusst und diese Praxis geduldet haben. "Deshalb wird jetzt sein Rücktritt erwartet", zitiert das Blatt die Kreise.
 
 
 
Und auch Premiere selbst muss sich offenbar auf juristische Auseinandersetzungen einstellen. Wegen der Korrektur der Abonnentenzahl gebe es "starke Indizien für eine Schadensersatzpflicht", zitiert die Wirtschaftszeitung Andreas Tilp von der Tübinger Kanzlei Tilp Rechtsanwälte. "Es ist davon auszugehen, dass Premiere bereits vor dem vergangenen Donnerstag wusste, dass die Abonnentenzahl zu hoch angesetzt war. Das Unternehmen dürfte also kursrelevante Informationen zurück gehalten und damit zumindest grob fahrlässig gegen seine Informationspflicht verstoßen haben."

In der Tat ist es schwer vorstellbar, dass niemand bei Premiere bis zum Antritt des neuen CEO Mark Williams von den tatsächlichen Abonnentenzahlen gewusst haben soll. Selbst die Presse und diverse Internetforen widmeten sich schon länger der Frage, wie genau sich die von Premiere meist gefeierten, weil gestiegenen Abonnentenzahlen zusammensetzen. Fraglich ist in dem Zusammenhang auch, ob nicht auch schon der im August 2007 überraschend zurückgetretene Premiere-Chef Dr. Georg Kofler davon gewusst haben könnte.