Foto: BertelsmannIn einem Interview mit dem "Spiegel" sprach Bertelsmann-Boss Hartmut Ostrowski über die Weiterentwicklung des Konzerns als Dienstleistungsunternehmen. Ostrowski betonte, dass Bertelsmann im Kern ein Medienhaus bleiben werde. "Bertelmann wird mit Sicherheit weder Gebäude reinigen noch Wachdienste betreiben oder Gefängnisse verwalten. Wir haben genau definiert, was zu unseren bisherigen Arvato-Dienstleistungen passt", sagte Ostrowski. Es handle sich dabei zwar um kleine Nischen, diese seien allerdings größer als das Geschäft mit den klassischen Medien. "Wir werden alle Lügen strafen, die sagen, Bertelsmann sei ein Dienstleistungsunternehmen", so Ostrowski.
 
Eine erneute Absage erteilte Ostrowski gegenüber der Zeitschrift den anhaltenden Gerüchten über einen möglichen Verkauf des Gruner + Jahr-Verlags. "Wir sind sehr zufrieden mit Gruner + Jahr, vor allem mit der Qualität der Inhalte. Die Frage ist, wie dieses Geschäft in die neue Welt der Medien übertragen werden kann", sagte Ostrowski. Der Verlag sei auf "bestem Wege", es müsse jedoch noch "hart gearbeitet werden".
 

 
Hinsichtlich der Engagements des Bertelsmann-Konzerns im Internet habe Ostrowski die Parole ausgegeben: "Probiere viel. Und wenn du scheiterst, mach's möglichst billig", erklärte der Vorstandsvorsitzende im Interview. Dies sei der einzig erfolgreiche Weg mit diesem Medium. Für Bertelsmann sei das Internet lediglich ein weiterer Kanal, der mit Inhalten und Marken des Unternehmens bespielt werde.

Gedanken mache man sich im Konzern derzeit auch über das weitere Vorgehen mit den deutschen Buchclubs, mit denen Bertelsmann einst den Grundstein für seinen weltweiten Erfolg gelegt hatte. Dieses Geschäftsfeld zeigt derzeit unter anderem in Deutschland Schwächen. Als "eine Option" bezeichnet Ostrowski den Verkauf der deutschen Unternehmenssparte. Es gebe "keine Tabus". Eine Schließung jedoch stehe derzeit nicht zur Debatte.

Auch wenn dem Konzern derzeit das nötige Geld für große Zukäufe fehlt, so sieht Ostrowski in Akquisitionen dennoch weitere Wachstumsmöglichkeiten. So könne Bertelsmann "mittelgroße Unternehmen kaufen", die dann zu bedeutenden Größen im Markt weiterentwickelt werden, so wie es bei RTL und Arvato der Fall gewesen sei. "Dieses Konzept ist im Haus verwurzelt und ich kenne keinen bei Bertelsmann, dem das nicht gefällt", sagte er.
 
Ziel des Konzerns sei es darüber hinaus nicht, das größte Medienunternehmen zu sein. "Wir wollen die Nummer eins, zwei oder drei in den für uns relevanten Märkten sein", erklärte Ostrowski gegenüber dem "Spiegel" das Bertelsmann-Ziel.