Bei Fußball-Großereignissen stößt die ohnehin nicht ganz unumstrittene offizielle Quotenmessung der GfK an ihre Grenzen: Mit dem derzeitigen System kann weder das Public Viewing auf öffentlichen Plätzen noch das gemeinschaftliche Fußball-Schauen bei Freunden oder Verwandten erfasst werden.
Wie sehr das die Zuschauerzahlen verzerrt, lässt sich anhand einer aktuellen Umfrage, die das IFAK-Institut im Auftrag von ARD und ZDF durchgeführt hat, erahnen. Demnach gaben 39 Prozent der EM-Zuschauer an, die Spiele nicht zur zu Hause zu verfolgen. 22 Prozent verfolgen Übertragungen demnach bei Nachbarn, Bekannten oder Verwandten, 14 Prozent gaben an, die Spiele auf Großleinwänden bei öffentlichen Veranstaltungen anzusehen.
Die offiziell von der GfK ausgewiesene Zuschauerzahl lag beim Halbfinale Deutschland - Türkei bei knapp 29,5 Millionen. Würde man unterstellen, dass alle Personen, die angaben, die Spiele teilweise auswärts zu sehen diesmal auch tatsächlich nicht zu Hause zugesehen haben, kämen also noch einmal rund 19 Millionen Zuschauer hinzu. Völlig unberücksichtigt bleiben in der gesamten Betrachtung zudem weiterhin die türkischen Zuschauer, die als Nicht-EU-Ausländer gar nicht in der Quotenmessung erfasst werden.
Eine halbwegs verlässliche Angabe über die tatsächlichen Zuschauerzahlen kann im Falle eines Fußball-Großereignisses wie der EM also nicht gemacht werden. Angesichts der offensichtlich sehr hohen Zahl an nicht erfassbaren Zuschauern erscheint auch die Jagd nach dem absoluten Zuschauerrekord, der beim Finale fallen könnte, eher als Glücksspiel.