Nur wenig, so scheint es zumindest, fürchten die deutschen Verlage mehr als das Aufkommen der im Ausland längst üblichen Gratiszeitungen. Als Ende 1999 der norwegische Schibsted-Verlag versuchte, mit "20 Minuten Köln" eine kostenlose Zeitung hierzulande auf den Markt zu bringen, reagierte die Konkurrenz fast panisch mit Klagen und kurzfristig in Stellung gebrachten eigenen Gratisblättern. So konkurrierten in Köln über ein Jahr lang plötzlich mit "20 Minuten Köln", Springers "Köln Extra" und DuMonts "Kölner Morgen" gleich drei Gratiszeitungen miteinander. Nachdem der Streit allen Beteiligen millionenschwere Verluste beschert hatte, zog sich erst Schibsted zurück und nur Tage später verschwanden auch "Köln Extra" und "Kölner Morgen" wieder vom Markt.
Damals gelang es den deutschen Verlagen also, das Aufkommen von Gratiszeitungen noch einmal abzuwenden. Trotz der negativen Erfahrungen damals, überlegt nun der schwedische Konzern Metro, der 1995 die erste Gratiszeitung herausbrachte und inzwischen in 23 Ländern aktiv ist, dennoch ebenfalls hierzulande eine kostenlose Zeitung auf den Markt zu bringen.
In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" kündigt Metro-Chef Per Mikael Jensen jedenfalls an, in den deutschen Markt eintreten zu wollen - trotz mächtiger Gegner wie etwa dem Springer-Verlag. "Wenn man einen großen Markt wie Deutschland ansieht, dann tut man genau das, was ich eben getan habe. Man atmet tief durch. Und sagt dann: Lasst es uns tun! Aber man tut so etwas nicht über Nacht", so Jensen.
Auf die Frage nach dem Zeitplan antwortete Jensen "Je früher, desto besser". Man habe jedoch "noch keine konkreten Pläne für diese Woche, die nächste Woche oder den Rest des Sommers". Zunächst sucht Metro aber einen Partner in Deutschland, der aber nicht unbedingt aus dem Verlagswesen kommen müsse. Auch eine Allianz mit der Deutschen Post, oder Konzernen wie Lidl oder Metro seien denkbar.
Die Angst der etablierten Kaufzeitungen vor den Gratiszeitungen kann Jensen unterdessen nicht ganz verstehen. "Die größte Herausforderung der Bezahl-Zeitungen sind nicht die Gratiszeitungen. Ihre größte Herausforderung sind sie selbst", so Jensen. Die Auflagenverluste der traditionellen Zeitungen würden sich in Märkten mit und ohne Gratiszeitungen nicht nennenswert unterscheiden, so der Metro-Chef. "Ich glaube nicht, dass wir den etablierten Zeitungen Auflage wegnehmen. Was wir uns schon nehmen, ist ein Teil der Werbeeinnahmen."