Foto: Mobiles Fernsehen DeutschlandEs sieht wohl schlecht aus für Handy-TV in Deutschland. Nachdem bereits der erste Versuch über den technischen Standard DMB scheiterte, gibt es offenbar auch beim nächsten Hoffnungsträger - DVB-H - Schwierigkeiten. Nachdem es mit einem großflächigen Sendestart pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft nicht geklappt hat, heißt es nun in der "Financial Times Deutschland" vom Freitag, Insidern zu Folge läge die Wahrscheinlichkeit für einen kommerziellen Sendestart bis Frühjahr 2009 bei unter 50 Prozent.

Bereits Ende vergangenen Jahres kam das Projekt DVB-H ins straucheln. Unter anderem wegen eines zunächst fehlenden schlüssigen Konzepts hinsichtlich der Einbindung der öffentlich-rechtlichen Sender in die Programmpakete konnte die Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten die dringend benötigte Empfehlung für die einzelnen Aufsichtsbehörden nicht plangemäß aussprechen.
 

 
In Bremen, Sachsen-Anhalt und Thüringen steht die Lizenzierung laut „FTD“ noch aus. Auch bei den Verhandlungen mit den Progammanbietern komme die Betreiberfirma Mobile 3.0, zu der die Medienunternehmen Burda, Holtzbrinck und Naspers gehören, laut „FTD“ nicht voran.

Wie die "FTD" weiter berichtet, habe es seitens Handy-TV-Betreiber Mobile 3.0 noch keine Gespräche mit den Mobilfunkbetreibern gegeben. "Uns hat von Mobile 3.0 noch niemand angesprochen, zitiert das Blatt Vodafone-Chef Fritz Joussen. Erst kürzlich hatte Joussen einen künftigen Erfolg von Handy-TV über DVB-H in einem Interview in Frage gestellt. Er tat es wohl nicht völlig frei von Häme. Immerhin hatte sich Vodafone gemeinsam mit T-Mobile und O2 auch um den Zuschlag für das neue Handy-TV beworben und unterlag.

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Es könnte auch sein, dass direkte Gespräche mit den Mobilfunkern gar nicht nötig sind. So wurde „Watcha“, das inzwischen eingestellte DMB-Programmpaket, auch nicht über die Telefonkonzerne selbst, sondern über Provider wie zum Beispiel Debitel an die äußerst spärliche Kundschaft gebracht. Seitens Mobile 3.0 wollte man zu dem aktuellen Bericht auf Nachfrage des Medienmagazins DWDL.de keine Stellung nehmen. Einzig dass man nach wie vor an einem Marktstart zum Ende dieses Jahres festhalte, war zu erfahren.

Auch inhaltlich scheinen die Überlegungen bei Mobile 3.0 noch nicht allzu weit gediehen zu sein. "Wir entwickeln derzeit noch unsere Produkt- und Vertriebsstrategie", sagte laut "FTD" eine Unternehmenssprecherin von Mobile 3.0. Erst im Mai wurde das im Jahr 2006 mit ein wenige Getöse aber wenig Resonanz gestartete Handy-TV-Programmpaket, das über den Standard DMB verbreitet wurde, eingestellt. Eine "mangelnde kommerzielle Perspektive für mobiles Fernsehen über die Technologie DMB" wurde als Grund angegeben.

Man darf gespannt sein, ob die für DVB-H noch gefunden wird. So sei die Zahlungsbereitschaft der potentiellen Kunden gering, fünf Euro monatlich seien die Obergrenze, sagt laut "FTD" ein Experte. Die Gewinne seien schließlich mit Zusatzdiensten zu erzielen. Doch wie die Aussehen könnten ist derzeit unklar. Und wer lediglich Fernsehen schauen will, der greift zu einem der neuen Geräte, über die sich das inzwischen herkömmliche DVB-T-Signal empfangen lässt. In ein bis zwei Generationen dürfte die Technik auch hier ausgereift sein.

Eines der großen Probleme von Handy-TV dürfte derzeit auch sein, dass sich bis heute zu Weilen der wirkliche Zusatznutzen - die Killerapplikation - des ganzen Unterfangens noch nicht offenbart hat. Ein echter Fernsehbroadcast auf dem Handy weckt keine allzu großen Begehrlichkeiten. Selbst die ProSiebenSat.1-Gruppe zeigte auf ihrem speziell für das Handy zugeschnittenen Kanal unter anderem auch Filme der Reihe „Der Bulle von Tölz“. Nicht unbedingt ein Inhalt, den man mal eben unterwegs in fünf Minuten zwischendurch konsumieren will. Noch fehlt die zündende Idee für Inhalte, die auf dem Handy, und nur auf dem Handy - also in Echtzeit, live, mobil und mit Rückkanal - funktionieren. Für alles andere gibt es das Internet und tragbare Geräte von der Playstation Portabale bis zum iPod.

Skeptisch über einen möglichen kommerziellen Erfolg auf der Inhalte-Seite äußerte sich im Interview mit dem Medienmagazin DWDL.de kürzlich auch Gerhard Zeiler, Chef der RTL Group. Zwar glaube man in der der Fernsehbranche fest daran, dass Mobile TV ein Geschäftszweig werde. Aber wie relevant die neuen Angebote letztlich für die Anbieter sein werden, könne man heute noch nicht abschätzen, so Zeiler.

Bevor es zur Entwicklung entsprechender tragfähiger Geschäftsmodelle komme, sei in Deutschland noch die Frage nach dem technischen Standard zu klären. "Ich glaube, dass die wirtschafltiche Realität einfach noch nicht durchdacht ist - und erst dann können die Programmangebote und damit wir Fernsehsender zum Zug kommen", sagte Zeiler.