Es war sicher kein schöner Tag für ProSiebenSat.1-Chef Guillaume de Posch. Mit dem Rücktritt von Sales- und Marketingvorstand Peter Christmann hat der Konzern zwar einen Sündenbock für den völlig verkorksten Start ins Jahr gefunden, der vor allem durch die missglückte Einführung eines neuen Vergütungs- und Rabattmodells in der Werbezeitenvermarktung in Deutschland geprägt war, doch weil die Eigentümer - also die Finanzinvestoren KKR und Permira - gute Ergebnisse erwarten, kündigte de Posch wieder ein neues Sparprogramm an.
Dabei hat es davon in den vergangenen Jahren bei ProSiebenSat.1 wahrhaft genug gegeben. Vor jeder geglückten und missglückten Übernahme versuchte der Konzern, durch Kostenreduktion sein Ergebnis aufzuhübschen. Das völlig missglückte Jahr 2007 für Sat.1 war unter anderem auch darauf zurückzuführen. "Wir waren ziemlich leergelaufen" sagte Sat.1-Chef Matthias Alberti im vergangenen Herbst der "Süddeutschen Zeitung" - und das war vor allem eine Folge des Sparzwangs.
Auch Aktienanalyst Frank Neuman vom Bankhaus Lampe sieht das nicht anders. In Verwaltung und Vertrieb sehe er mittlerweile kaum noch Luft für Einsparungen. Lediglich bei Programmausgaben lasse sich der Rotstift ansetzen - was sich dann aber wohl auch auf die Quoten auswirken werde. Dennoch: ProSiebenSat.1-Chef Guillaume de Posch ist sich sicher: "Es gibt immer einen Weg", sagt er auf der Pressekonferenz zu den Quartalszahlen.
Näher Details wollte de Posch keine verraten - für die genaue Ausgestaltung sei ohnehin das Management der einzelnen Sender zuständig. Man wolle aber weiter in die Entwicklung neuer Formate und Piloten investieren und in diesem Bereich nicht sparen, betont de Posch. Dennoch: Natürlich werde man auch stärker auf Wiederholungen setzen müssen. Vornehmer ausgedrückt liest sich das so: "Das existierende Programmvermögen optimiert nutzen".
50 Millionen Euro sollen die deutschen Sender nun in diesem Jahr im Vergleich zum ursprünglich geplanten Budget einsparen. Auch wenn es sich nur einen Bruchteil des Gesamtbudgets handelt, das sich nach Aussagen von Guillaume de Posch im Bereich von einer Milliarde Euro bewegt, ist kaum anzunehmen, dass das ohne Probleme einfach so möglich ist. Doch de Posch gibt sich unbeirrt: Alle Senderchefs hätten ihm in Gesprächen bestätigt, dass trotz der Einsparungen die geforderten Quotenziele eingehalten werden können. Wiederholungen müssten per se ja auch nicht negativ für die Quote sein, befindet ProSiebenSat.1-Vorstandschef de Posch und verweist auf "K11", mit dessen Wiederholungen Sat.1 seit Monaten das Vorabendprogramm auffüllt und damit in der Tat bessere Quoten holt als mit Neuproduktionen wie "Das Sat.1 Magazin" oder einem Flop wie "Verdammt lang her - Das Wiedersehen".
Doch nicht nur Wiederholungen sollen zu einer Kostenreduktion führen. De Posch verweist auf umfangreiche Rechte-Deals die man in der Vergangenheit getätigt habe. Die Rechte, die man dort eingekauft habe müsse man nun eben zunächst mal umfangreicher ausnutzen, statt sich weiter mit neuen Formaten und Rechten am Markt zu bedienen. Die Konkurrenz dürfte sich angesichts dessen schon ins Fäustchen lachen.