Foto: WDR/Willi WeberDie Pharmafirma Grünenthal, einst Hersteller des Schlafmittels Contergan, sowie Opferanwalt Karl-Hermann Schulte-Hillen, sind am Freitag im Hauptsache-Verfahren mit vier Klagen gegen den WDR-Film "Contergan" gescheitert.

Der Rechtsstreit zog sich bereits seit langem über mehrere Instanzen. Eine zunächst erwirkte einstweilige Verfügung gegen den Film war schon früher aufgehoben worden, der Zweiteiler lief bereits im November 2007 mit großem Erfolg im Ersten.

Grünenthal wollte die Änderung weiterer Filmszenen erzwingen, weil sich das Unternehmen in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt sieht. So stelle der Film die historische Wahrheit in entscheidenden Punkten nicht korrekt dar. WDR und die Produktionsfirma Zeitsprung pochten hingegen auf künstlerische Freiheit. Bereits im Vorfeld waren im Vergleich zum Drehbuch einige Szenen abgeändert worden, zudem zeigte die ARD vor und nach der Ausstrahlung einen Hinweis, dass es sich um eine fiktionale Produktion handle.

Durch diesen Vor- und Nachspann sei der fiktionale Gehalt des Films deutlicher hervorgehoben worden, weshalb in der Rechtsgüterabwägung dem Persönlichkeitsschutz der Klägerseite geringeres Gewicht zukomme, so das Landgericht.

Die Firma Grünenthal zeigte sich enttäuscht von dem Urteil und verwies in einer Stellungnahme darauf, dass der Film mit den - so das Unternehmen - Falschdarstellungen nun Lehrern und Schülern als Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt werde. "Es sei richtig und wichtig, das so ernste wie tragische Thema Contergan in der Schule zu behandeln. Ein Spielfilm jedoch, der um der Unterhaltung willen Wahrheit und Erfindung vermische, könne nicht als historische Quelle genutzt werden", so das Pharma-Unternehmen in einer Mitteilung.

Beim WDR zeigt man sich natürlich erfreut. WDR-Intendantin Monika Piel: "Wir fühlen uns durch das Urteil in unserer Sichtweise bestätigt. Historische Stoffe, wie eben dieser frühere Pharmaskandal, können und wollen wir weiterhin aufarbeiten. Der Film "Contergan" und die begleitenden Sendungen haben eine einzigartige Debatte ausgelöst. Dass in der Folge sogar die Renten der Contergan-Opfer verdoppelt wurden, freut uns besonders."